
Umbau, Umzug, Umbruch : Sonderschichten für den Umbau des Plenarsaals
Zwischen Sondersitzung und konstituierender Sitzung am 25. März herrscht im Bundestag ein Ausnahmezustand – ein Blick hinter die Kulissen des großen Neustarts.
Der Bundestag schrumpft - von 733 auf 630 Abgeordnete. 333 scheiden aus, 230 kommen neu hinzu, 400 behalten ihr Mandat. Diese Zahlen stehen nicht nur für Sitze im Plenarsaal, sondern auch für Abgeordnetenbüros und die Machtverhältnisse im neuen Parlament. Während die Wiedergewählten für Kontinuität sorgen, bringt die Neuaufstellung Bewegung ins politische Zentrum Berlins.
Die Wochen zwischen Wahl und konstituierender Sitzung sind eine Phase des Übergangs. Die sowohl Abgeordnete als auch Angestellte betrifft. Da wird noch ein gemeinsamer Kaffee getrunken, sich verabschiedet. Neue Gesichter mischen sich unter alte, während ganze Mitarbeiterstäbe wechseln. Doch nicht nur personell ist der Bundestag im Umbruch - auch räumlich wird umstrukturiert.
Kisten werden gepackt, Möbel gerückt, Büros getauscht. Im Parlamentsviertel, dieser kleinen Stadt im Herzen der Stadt, ist in diesen Tagen nicht nur politisch viel Bewegung. Überall wird gewerkelt, gewartet, etwas hin- und hertransportiert oder entsorgt.
Auch viele wiedergewählte Abgeordnete bekommen ein neues Büro
Auch viele Wiedergewählte müssen ihre bisherigen Büros räumen und umziehen - denn die Abgeordnetenbüros werden neu vergeben. In einem komplexen Verfahren regeln Fraktionen und Verwaltung, wer wo seinen Platz bekommt - ein Prozess, der sich über die nächsten Monate hinziehen kann. Berücksichtigt werden bei der Büro-Vergabe etwa die Zugehörigkeit der Abgeordneten zu einem bestimmten Fachausschuss und die Nähe zu Partei- und Fachkollegen. Ist ein Büro erst einmal zugeteilt, folgen weitere Schritte: Maler kommen, Möbel werden arrangiert, Kunstwerke ausgeliehen.
Doch es gibt einen Bereich, der mit höchster Priorität umgestaltet wird, damit das Parlament sich überhaupt konstituieren, eine Geschäftsordnung geben, einen Ältestenrat und Fraktionen bilden kann: der Plenarsaal. Bereits am 25. März 2025 soll sich dort der 21. Deutsche Bundestag konstituieren.
Dann muss sich in dem charakteristischen Halbrund tiefblauer Stühle das in Mandate und Parlamentssitze umgerechnete Wahlergebnis widerspiegeln. Mithilfe eines Proporz-Verfahrens haben die Zeichnerinnen des Bau-Referats im Bundestag bereits einen neuen Saal-Plan erstellt.
Nachdem der bisherige Bundestag Mitte März noch einmal zu Sondersitzungen zusammenkam und bis dahin alles so bleiben musste wie es war, gilt es, den Plenarsaal derzeit in Rekordzeit umzubauen. Gerade mal sechs Tage blieben dem Bau-Referat und der Informations- und Kommunikationstechnik dafür. Denn das Grundgesetz gibt vor, dass zwischen dem Wahltag und der konstituierenden Sitzung maximal 30 Tage vergehen dürfen.
Nur eine knappe Woche bleibt für den Umbau des Plenarsaals
Noch am 18. März, unmittelbar nach Sitzungsende der Sondersitzung, haben daher die Fachhandwerker im Plenarsaal mit ihren Arbeiten begonnen. Anstelle politischer Debatten erfüllen seitdem für eine knappe "Nicht-Sitzungs-Woche" das Surren von Akkuschraubern und andere Montage-Geräusche das Rund unter der Kuppel. Nun werden Sitze demontiert und an neuer Stelle angebracht.
Entsprechend des traditionellen Links-Rechts-Schemas der Parteien und ausgehend von der begehrten ersten, jedoch kürzesten, Reihe entsteht so der typische Tortenstück-Look dieser Sitzlandschaft. Dabei gibt es fest vorgegebene Steckmöglichkeiten für die Sitze, durch Weglassen entstehen die Gänge. Fünf Fraktionen-Blöcke und vier Gänge sind es diesmal - so soll die neue Bestuhlung im Plenarsaal aussehen. Am Ende müssen die Fernsehzuschauer klar erkennen können, wo welche Fraktion sitzt - von den Linken ganz links, bis zur AfD ganz rechts.
Vor der Konstituierung muss die Technik auf Herz und Nieren geprüft werden
Parallel dazu arbeitet die Informations- und Tontechnik auf Hochtouren. Auch hier geht es um Abbau und Aufbau, die Neuinstallation und -programmierung der Mikrofon- und Beschallungsanlage. Kabelstränge liegen offen, Strom-, Steuer- und Mikrofonleitungen in den Tischen sind zu ziehen, Mikrofone und Telefone aus- und einzubauen, Verteilerkästen neu zu setzen.
Bevor der neue Bundestag seine Arbeit aufnehmen kann, wird jedes System geprüft - kein Lautsprecher darf rauschen, kein Mikrofon ausfallen. Denn wenn am 25. März wahrscheinlich ein paar Millionen Menschen die erste Sitzung des 21. Bundestages verfolgen, zählt jedes Detail. Schließlich ist der Plenarsaal mehr als nur ein Raum - er ist das sichtbare Symbol demokratischer Kontinuität.
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