Parlamentarisches Profil : Der "Aquaman": Muhanad Al-Halak
In der FDP-Fraktion nennen sie ihn "Aquaman" - Muhanad Al-Halak ist Abwassermeister und kümmert sich auch im Umweltausschuss um das Thema Wasser.
Aquaman steht in Berlin derzeit hoch im Kurs. Nicht der aus der letzten Superhelden-Verfilmung - die floppte bei den Kritikern. Doch anders als der König von Atlantis zischt Muhanad Al-Halak nicht mit einem Dreizack durchs Wasser, sondern nimmt lieber den Roller, der an seinem Schreibtisch lehnt. Seine Expertise ist seit den letzten Hochwassern gefragt, schließlich hat Al-Halak, FDP-Abgeordneter aus Grafenau, dafür gesorgt, dass im Klimaanpassungsgesetz der Hochwasserschutz von Bund und Gemeinden unterstützt wird; "Aquaman" begannen sie ihn in der Fraktion zu nennen, seit er im Umweltausschuss zu Wasser arbeitete und sich für die Förderung von Wasserwirtschaft einsetzte.
Muhanad Al-Halak gehört dem Bundestag seit 2021 an. Er ist Mitglied im Umweltausschuss sowie im Parlamentarischen Beirat für nachhaltige Entwicklung.
"Wasser wird unterschätzt", sagt Al-Halak, 35, sein Blick wandert zwischen einem Aquaman-Poster an der Wand und einem nach seinem Konterfei geschaffenen Wackelkopf auf dem Tisch - Geschenke von Wahlkreisbüro und Büroleiterin. "Das wird als gottgegeben angesehen, wie der Strom, der nur aus der Steckdose kommt." Dabei müsse das Land aufpassen, dass es nicht verschwenderisch mit der Ressource umgehe, "sonst drohen uns Nutzungskonflikte wie in Spanien".
Niemand dachte, dass der Abwassermeister 2021 in den Bundestag einzieht
Vom Fach ist Al-Halak, seit er 2009 eine Ausbildung zur Fachkraft für Abwassertechnik antrat. "Ich hörte von der Ausschreibung und dachte, das sei ein sicherer Beruf und Dienst für die Bürger", erinnert er sich. Also ging er hin und schaute sich die Anlage an. Staunte über Vielfalt von Laboranalyse hin zu Mechanik bei Pumpen und Elektrik. Bewarb sich und bejahte die Frage, ob er sich das mal angesehen habe, als einziger Bewerber. Von 2010 bis 2012 dann die Fortbildung auf eigene Kosten zum Abwassermeister und später die Betriebsleitung vor Ort. Ein Job, den er liebte und weswegen ihm traurig war, als er 2021 sein Büro räumte, um ein anderes zu beziehen. "Keiner hatte gedacht, dass dies passieren würde, ich auch nicht."
Und warum? Wegen Christian Lindner. Auf den war Al-Halak 2017 getroffen, beim Politischen Aschermittwoch. Ein FDP-Politiker hatte ihn dorthin mitgenommen, und als Lindner fragte: "Wann werden Sie Mitglied?", ging es schnell. Parteieintritt, Vize-Kreisvorsitz, 2020 Stadtrat und Kreisrat - und weil seine Stimmenergebnisse gut waren, bat man ihn, auch für den Bundestag zu kandidieren, auf Platz 14. "Man versicherte mir, da komm ich nicht rein", lächelt er. Doch am frühen Morgen des 27. September 2021 kam der Anruf und erste Glückwunsch: 14 Abgeordnete schickte die bayerische FDP nach Berlin, und Al-Halak räumte sein Büro.
Mit elf Jahren aus dem Irak ins bayerische Grafenau
Aber warum eigentlich das Engagement in einer Partei? Er beugt sich auf seinem Stuhl vor. "Lindner sagte zu mir: 'Es ist doch egal, wo du herkommst. Es zählt nur, was du nach deinen Möglichkeiten für die Gesellschaft leistest.'" Das sprach ihn an, der mit elf Jahren aus dem Irak nach Bayern gekommen war, seine Eltern hatten dem damaligen Klassensprecher 2001 nicht gesagt, dass es kein Urlaub werde, sondern eine Flucht vor dem sich anbahnenden Krieg. Almanya, das war für ihn nach einer langen Route über die Türkei, das Mittelmeer und Italien der Münchener Hauptbahnhof - und kleine Schoko-Weihnachtsmänner, die ihm und seinen Geschwister Polizisten schenkten, während nebenan Kollegen ihre Eltern verhörten.
Viel Regen hat die Grundwasserspeicher gefüllt. Trotzdem mahnt Grünen-Politikerin Heitmann, das Grundwasser besser zu schützen. Böden müssten mehr entsiegelt werden.
Die Bundesregierung erwägt, einen bundesweiten Wassercent einzuführen. Gute Idee, meint Ann-Kathrin Büüsker - die Länder sollen selbst entscheiden, sagt Robert Maus.
Körperpflege, Wäschewaschen und der virtuelle Wasserverbrauch: Bei der Umsetzung von Ideen zum Wassersparen hakt es im Privaten wie in der Wirtschaft noch zu oft.
Diese Erinnerung brannte sich ein, seitdem liebe er Weihnachten, sagt er. Die Familie kam nach Grafenau, alles hatten sie aufgegeben: Der Vater Unternehmer, die Mutter Lehrerin. Irgendwann durfte er in die Schule, "ich war der einzige, der so aussah". Neugierde traf Offenheit, er schloss Freundschaften, spielte im Fußballverein und war in der Feuerwehr, das Deutsche kam so schneller. Und er paukte, "ich wusste, dass ich gute Noten für eine Ausbildung brauche. Also lernte ich viel auswendig, auch wenn ich noch nicht alles im Deutschen verstand." Das Abschlusszeugnis stimmte, der Rest ist Geschichte. Den Grafenauern hat er viel zurückgegeben. Und der Aquaman hat nach allem Anschein noch nicht fertig.