Parlamentarisches Profil : Der aus den Regionen: Markus Töns
Markus Töns ist ein Europafan. Der Sozialdemokrat aus dem Wahlkreis Gelsenkirchen engagiert sich seit Jahren in der EU-Politik und sagt, dieser Wahlkampf ist anders.
Schließlich hörte er doch auf den polnischen Gastdozenten. "Wollen Sie nicht nur schlau über Politik reden", fragte er den jungen Studenten, "sondern auch welche machen?" Es war das Jahr 1987, und Markus Töns wurde dann Parteimitglied - in der SPD. Heute sitzt der 60-Jährige seit 2017 im Bundestag, nach zwölf Jahren als Abgeordneter des Landtags in NRW. Europa hatte er dabei immer im Blick.
Markus Töns ist Vize-Vorsitzender des Europa-Ausschusses im Bundestag. Zuvor war er für Nordrhein-Westfalen Mitglied im Ausschuss der Regionen.
"Dieser Europa-Wahlkampf ist schon ein Stück weit anders als die früheren", sagt Töns am Telefon. "Es gibt mehr Interesse, und die Veranstaltungen sind besser besucht." Der Gelsenkirchener kommt gerade aus dem Plenarsaal, nach diesem Gespräch noch ein Interview, dann geht es wieder zurück, die nächsten Abstimmungen warten. "Die Leute treibt schon die Frage an, ob das Europäische Parlament nach rechts abdriftet", sagt er. Und kritisiert Überlegungen aus der Union heraus, sich in der Arbeit Parteien wie den italienischen Fratelli d'Italia anzunähern. "Demokraten müssen sich schon überlegen, ob sie mit Nicht-Demokraten zusammenarbeiten wollen." Und die Partei der Ministerpräsidentin Giorgia Meloni verortet er bei letzteren: "Das ist eine rechtsradikale Partei. Meloni ist der Wolf im Schafspelz: Sie lässt gegenüber Europa nicht raus, was sie will. Aber allein der Rückbau des Sozialen in Italien reflektiert die faschistische Ideologie, aus der Meloni kommt." Vielleicht, fügt er an, hätte man Ursula von der Leyen nicht zur Kommissionspräsidentin machen sollen. "Sie hatte sich eben vorher kaum mit Europa beschäftigt."
Töns: Außerhalb des Europaausschusses Distanz zur EU zu beobachten
Moment, ist sie nicht in Brüssel aufgewachsen? "Das tat Boris Johnson zum Teil auch", entgegnet Töns mit Blick auf den Ex-Premier, der Großbritannien in den Austritt aus der EU geredet hatte. Solche Äußerungen wie die von Johnson würde man von Töns niemals hören. "Die EU ist das Beste, das Deutschland passieren konnte. Gäbe es sie nicht, müsste man sie erfinden." Als er in Bundestag einzog, war klar, dass er in den Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union geht. "Man hätte mich ansonsten gefragt, warum." Warum? "Ich hatte einen gewissen Ruf."
Töns vertrat als Landtagsabgeordneter zwischen 2012 und 2017 Nordrhein-Westfalen im Ausschuss der Regionen - der Versammlung der Regional- und Kommunalvertreter der EU. "Die Inputs aus den verschiedenen Regionen inspirierten sehr", sagt er. "Man schärft auch den Blick dafür, wie sich Politik in kleineren Bereichen darstellt."
Als Vize-Vorsitzender des Europa-Ausschusses macht Töns indes eine gewisse Distanz im Bundestag aus. "Ich würde mir wünschen, dass die Kollegen außerhalb des Ausschusses mehr über die Abläufe innerhalb der EU wissen." Da sei noch Luft nach oben. "Allein über Konsultationen könnte der Bundestag früher und intensiver in Debatten einsteigen und nicht abwarten, bis eine Richtlinie kommt." Zu viel würde die Legislative der Bundesregierung überlassen.
Wahlkreis Gelsenkirchen direkt gewonnen
Töns kommt aus einem politisch interessierten Haushalt. Die Mutter Hausfrau, der Vater Betriebselektriker. "Ich schaute jeden Tag die 'Tagesschau', und meine Lieblingssendung war der 'Weltspiegel'", erinnert er sich. Sein Vater sei zwar nie SPD-Mitglied gewesen, "dafür war er zu konservativ", aber dafür Gewerkschafter in der IG Metall. Als Schüler sei er nicht der fleißigste gewesen, sagt Töns über sich, besuchte zuerst die Hauptschule. "Danach wollte ich es aber nochmal wissen. Ich war reifer geworden, hängte mich rein."
Nach dem Abitur das Studium der Politologie - und die Begegnung mit dem polnischen Gastdozenten. Den Wahlkreis Gelsenkirchen gewann er direkt - wie sein Vorgänger Joachim Poß, dem dies 37 Jahre lang gelungen war. Klar, dass Lokalkolorit nicht fehlen darf.
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Töns ist Vorsitzender der Kuppelknappen, das ist der offizielle Fanclub des FC Schalke 04 im Bundestag. Für die Fußball-EM gibt er zu bedenken: "Deutschland hat nur dann einen Titel gewonnen, wenn ein Gelsenkirchener in der Mannschaft war." Was die Elf unter dem Gelsenkirchener Jung und Kapitän Ilkay Gündogan weit bringen könnte.