Parlamentarisches Profil : Der Familienmensch: Paul Lehrieder
Ein Besuch bei CSU-Politiker Paul Lehrieder, der sich seit fast zwei Jahrzehnten im Familienausschuss engagiert und selbst drei Jugendzentren mit aufgebaut hat.
Paul Lehrieder umgibt eine gewisse Leichtigkeit, als er in sein Büro eilt. Ein Gespräch über Politik für Kinder, über ihn als Vater, fällt dem Wahlkreisabgeordneten aus Würzburg nicht schwer: Abgesehen von einem vierjährigen Ausflug zwischen 2017 und 2021 in den Tourismusausschuss sitzt der Franke seit 2005 im Familienausschuss, zwischen 2013 und 2017 als Vorsitzender. Seit März 2022 ist er außerdem Mitglied in der Kinderkommission zur Wahrnehmung der Belange der Kinder. "Jeder in Kinder investierte Cent ist sein Geld wert", sagt der CSU-Politiker. Das gelte auch für Schulen. "Ich bin zwar auch ein Freund der schwarzen Null, aber jetzt zum Beispiel bei den Sprach-Kitas zu sparen, verursacht in der Zukunft nur Mehrkosten."
Jeder in Kinder investierte Cent ist sein Geld wert, sagt der CSU-Familienpolitiker Paul Lehrieder. Er ist seit März 2022 Mitglied der Kinderkommission.
Auf einem Regal stehen drei Bilderrahmen mit Kinderfotos. "Wenn ich in Berlin bin, habe ich jeden Tag Kontakt mit meiner Frau und meinen Kindern", sagt Familienmensch Lehrieder. Das lebt er auch im Büro. Sein Team lädt er an diesem Tag, wie in jeder Sitzungswoche, zum Mittagessen ein, weshalb er für das Gespräch nicht viel Zeit hat. "Die Mitarbeiter warten schon."
Statt Innenausschuss im Familienausschuss gelandet
2005 zog Lehrieder für die CSU in den Bundestag ein, wollte in den Innenausschuss. "Da ich aber jung und verheiratet war, steckte man mich in den Familienausschuss." Zu oft habe man das Ministerium der SPD überlassen, meint er, "dabei ist es sehr wichtig, damit erreicht man auch die Menschen". Insgesamt sehe er schon, dass sich die Lobby für Kinder und Jugendliche in Deutschland vergrößert habe, dass die Politik sensibilisierter sei und mehr für Heranwachsende unternehme. "Wir haben in den vergangenen Jahren hinzugelernt." Besonders seine Partei?" Er lächelt. "SPD und Union mussten gleichermaßen lernen."
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf testete die Familie Lehrieder von Beginn an. Beide Söhne, heute 16 und 18, gingen mit sechs Monaten zur Krippe - beide Eltern arbeiteten Vollzeit, er als Politiker, seine Frau als Vizerektorin eines Gymnasiums. Die Krippe lag sieben Kilometer entfernt. "Ich bin ein Freund der Ganztagsschulbetreuung, wenn sie gut gemacht wird", sagt Lehrieder. Er erzählt von den Hürden, die es in den vergangenen Jahren zu nehmen gab, etwa beim Kindesschutz. "Noch vor ein paar Jahren wurde in kirchlichen Einrichtungen bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch nach Kirchenrecht vorgegangen. Da hat sich einiges geändert, aber noch nicht genügend."
Kommunalpolitik: Lehrieder traute Paare und baute Jugendzentren mit auf
Bevor Lehrieder Bundestagsabgeordneter wurde, regierte er als Erster Bürgermeister zwischen 1990 und 2006 die Gemeinde Gaukönigshofen und war zwischen 2002 und 2005 stellvertretender Landrat des Landkreises Würzburg. Kommunalpolitik kennt er also zur Genüge. In seiner Tätigkeit traute er auch Paare und riet ihnen bei der Zeremonie: "Kämpft um Euer Miteinander!" Er baute außerdem drei Jugendzentren gemeinsam mit den Jugendlichen auf. Seine Haltung: "Immer ins Zentrum, da sind sie dann integriert - und wir wissen, ob sie Cannabis oder Brokkoli nehmen."
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Lehrieder ist ein lebhafter Typ. Er redet direkt und ohne Hülsen, dabei durchmessen seine Hände die Luft, auch wackelt mal ein Bein. Der Franke ist viel in Bewegung und bewegt wohl einiges. Aufgewachsen ist er auf dem 12,5-Hektar-Bauernhof seiner Eltern. "Wir hatten Zeit für uns. Meine Geschwister und ich halfen bei der Bewirtschaftung, es war ein Leben der gegenseitigen Wertschätzung", erinnert er sich. Dem Vater schmeckte das Parteiengagement des Filius allerdings anfangs wenig. "Er war Jahrgang 1920 und hatte die NSDAP als krasses Negativbeispiel erfahren, eine allgemeine Distanz zu Parteien entwickelt." Lehrieder gehörte 1980 dennoch zu den Mitgründern der Jungen Union vor Ort. Es folgten nach dem Abitur eine Ausbildung zum Optiker, ein Studium der Rechtswissenschaften, die Arbeit als Anwalt, schließlich nahm seine politische Laufbahn Fahrt auf. Dann geht die Tür auf, die Bürochefin schaut dezent auf die Uhr. Das Lunch mit den Mitarbeitern wartet.