Piwik Webtracking Image

Parlamentarisches Profil : Der Gelassene: Max Straubinger

Der Christsoziale Max Straubinger sitzt seit 1994 im Bundestag. Am "Rentenpaket II" lässt der Niederbayer kein gutes Haar -er sieht die junge Generation überfordert.

26.09.2024
True 2024-09-26T12:45:25.7200Z
3 Min

Für einen, der eine Menge Zweifel in sich trägt, klingt Max Straubinger gutmütig. Es ist früher Abend, er ist unterwegs zu einer Kirchweih im Wahlkreis Rottal-Inn, es ist einer dieser letzten lauen Tage, und Berlin scheint in diesem Moment weit weg - auch das "Rentenpaket 2", welches am Ende dieser Woche im Bundestag erstmals diskutiert werden wird und an dem Straubinger kaum ein gutes Haar lässt.

Mehr Rentner, weniger Renten-Einzahler: Straubinger sieht junge Generation überfordert

Die Regierungspläne sehen eine dauerhafte Festschreibung des Rentenniveaus auf 48 Prozent vor, "das überfordert die junge Generation", bescheidet Straubinger. Immerhin wird es in der Zukunft mehr Rentner und weniger Renten-Einzahler geben. "So wird der Beitragssatz noch früher steigen, das ist eine zu große Belastung." Ein weiterer geplanter Grundpfeiler ist das Generationenkapital: Der Bund will Geld in Aktien anlegen und damit eine weitere Finanzierungsquelle für das Rentensystem erschließen.

Foto: picture alliance / dts-Agentur

Für den bayerischen Wahlkreis Rottal-Inn seit dem Jahr 1994 ununterbrochen im Bundestag: Max Straubinger (CSU).

Straubinger hört man am Telefon den Kopf schütteln. "Ich bin selbst Aktionär. Vielleicht ein schlechter Anleger. Dass aber die Anlagestrategie des Bundes so erfolgreich sein wird, bezweifle ich." Überhaupt: "Mit Spekulation eine Dämpfung der Beitragssteigerung zu erreichen, da habe ich meine Zweifel." Zweifel, Zweifel, Zweifel, vorgetragen indes in einem Ton, der vertrau- und gemütlich zugleich klingt. Vielleicht ist Straubinger, 70, CSU, das, was man bodenständig nennt. Eben ein Gemütsmensch.

Was schlägt er stattdessen vor? "Bei der betrieblichen Altersvorsorge ist noch viel Luft nach oben", sagt er. "Wir sollten mehr jene Bürger unterstützen, die noch keine haben." Schließlich sei soetwas effektiv, weil personenbezogen.

Seit 1994 direkt gewählter Abgeordneter aus Niederbayern

Straubinger zog in den Bundestag, da regierte noch Helmut Kohl als Kanzler, und Angela Merkel diente als Ministerin. Seit 1994 ist er direkt gewählter Abgeordneter aus Niederbayern. Seinen Wahlkreis bereist er viel, "das sind 2.600 Quadratkilometer, 52 selbstständige Kommunen, allein 226 Feuerwehrvereine", zählt er auf. "Das erfordert hohen Einsatz vom Wahlkreisabgeordneten." In die Politik schlitterte er langsam hinein.


„Ich wollte etwas bewegen, mit anpacken. Ich habe nie gedacht: 'Deutschland braucht mich.'“
Max Straubinger (CSU)

Alles begann mit einer Pressenotiz. Der Schüler Max begeisterte sich für den Geschichtsunterricht, fand ihn fabelhaft und las viel. In der Zeitung stand dann, dass in der Nähe ein Ortsverband der Jungen Union gegründet werden sollte, und der 16-Jährige fuhr hin. "Konservativ war mein Elternhaus schon", sagt der Bauernsohn. "Nicht unpolitisch, aber in keiner Partei engagiert." Sein Vater habe seine besten Jahre im Krieg gelassen, war in Polen, Frankreich und Russland gewesen und in Gefangenschaft geraten. “Mit dem Eintritt in eine Partei musste man ihm nicht mehr kommen.”

Es ist seine letzte Legislatur

Mit 16 trat Straubinger Junior also in die Jugendorganisation der Union ein, zwei Jahre später in die CSU. "Ich wollte etwas bewegen, mit anpacken. Ich habe nie gedacht: 'Deutschland braucht mich.' An den Bundestag dachte ich nicht wirklich." Mit 23 wurde er Marktrat in Simbach, zog irgendwann in den Kreistag, wurde Vize-Vorsitzender des CSU-Kreisverbands. 1993 dann rückte er auf, weil der Vorsitzende, Erwin Huber, den Bezirksverband übernahm. 

Ein Jahr später stand die Bundestagswahl an, und der amtierende langjährige CSU-Abgeordnete Günther Müller wollte wieder antreten, "nur hatte er für Unzufriedenheit gesorgt, weil er sein gerade erlangtes Mandat im Europäischen Parlament auch behalten wollte". CSU-Mitglieder beschwerten sich beim neuen Kreisverbandschef Straubinger, "und da wollte ich mich nicht weiter beschimpfen lassen und trat gegen ihn an". Der Rest ist Geschichte.

Mehr zum Rentenpaket II

Tauziehen - zwei Paar Hände ziehen an den beiden Enden eines Seils
Gastkommentare: Rettet die Aktienrente die Rente? Ein Pro und Contra
Kann die Aktienrente die gesetzliche Rentenversicherung retten? Alisha Mendgen hält sie eigentlich für ein gutes Mittel,für Wolfgang Mulke hat die Idee einige Haken.

Man war wohl mit ihm zufrieden, dem ausgebildeten Landwirtschaftsmeister und Raiffeisen-Außendienstmitarbeiter, der Generalvertreter der Allianz-Versicherung in München geworden war. Da braucht es nicht einmal eine glitzernde Website; Straubingers sieht aus, als stammte sie von den Anfängen des Internets. "Mehr braucht es nicht", sagt er dazu. Es ist seine letzte Legislatur. “Ich bin dann 71. Bin fit und alles - muss dann aber nicht in der ersten Reihe stehen.”


Weitere Informationen