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Editorial : Zum Erfolg verdammt

Die Teilnehmerstaaten des Weltnaturgipfels haben es geschafft, sich auf ein neues Naturschutzabkommen zu einigen. Entscheidend ist, ob es nun vom Wort zur Tat kommt.

02.01.2023
True 2023-10-23T17:45:34.7200Z
2 Min

Die mahnenden Stimmen waren zuletzt immer lauter geworden. Angesichts des dramatischen Verlusts der Biodiversität müsse sich die Weltgemeinschaft endlich zusammenraufen und handeln. Das massenhafte Artensterben dürfe nicht länger ignoriert werden, sondern gehöre ebenso ernstgenommen wie die Klimakrise, forderten Umweltschützer.

Ihre große Hoffnung: Der Weltnaturgipfel in Montreal könne zum Wendepunkt werden, von dem an die Natur nicht mehr hemmungslos ausgebeutet, sondern achtsamer genutzt und bewahrt würde. Noch sei ein Umsteuern möglich, appellierten auch Wissenschaftler.

Auch Deutschland verfehlte fast alle seine Biodiversitäts-Ziele

Die Natur biete den Menschen wertvolle Ökosystemleistungen, heißt es etwa in der "Frankfurter Erklärung", mit der ein Bündnis deutscher Wissenschafts- und Nichtregierungsorganisationen vor dem Gipfel auf ein Ende des Wirtschaftens gegen die Natur gedrungen hatte. Biodiversität sorge für Nahrung und Rohstoffe, reguliere Klima, Stoffkreisläufe und Erosion und gebe obendrein Raum für Erholung und Bildung. Das seien "Dienstleistungen" im Wert von jährlich bis zu 190 Billionen US-Dollar, die der Mensch unbezahlt in Anspruch nehme. Doch die Übernutzung und Zerstörung der natürlichen Ressourcen müsse aufhören, es brauche eine "Trendwende", so einer der Initiatoren der Erklärung, der Biologe Christof Schenck. Sonst drohten fatale Folgen.

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Der Weltnaturgipfel war zum Erfolg verdammt. Und tatsächlich: Die Teilnehmerstaaten haben es geschafft, sich nach tagelangen Verhandlungen auf ein neues Naturschutzabkommen zu einigen, das, darin sind sich viele Beobachter einig, eine neue Chance bietet, das Artensterben zu stoppen. Entscheidend aber ist die Umsetzung - und daran ist die Weltgemeinschaft schon einmal, beim Vorgänger-Abkommen, krachend gescheitert. Selbst Deutschland, das sich als Vorreiter sieht, verfehlte fast alle seine Biodiversitäts-Ziele. Leicht wird es auch jetzt nicht. Schließlich kollidieren Anliegen des Naturschutzes oft mit anderen Interessen, das zeigt auch diese Themenausgabe. Zuletzt hat der russische Krieg gegen die Ukraine die Zielkonflikte zwischen Artenschutz und Energie- sowie Ernährungssicherheit verschärft.

Doch die Gefahren des Artenschwunds sind riesig. Hunger oder gesellschaftliche Verwerfungen: Nicht nur Politik und Wirtschaft, jeder und jede Einzelne ist gefordert, etwas dagegen tun. Wir alle sind zum Erfolg verdammt.