Vor 35 Jahren : Als Egon Krenz zum Staatsratsvorsitzenden gewählt wurde
Honeckers Erbe: Am 24. Oktober 1989 wurde Egon Krenz zum Staatsratsvorsitzenden der DDR gewählt, doch das Misstrauen war groß. Wenige Wochen später fiel die Mauer.
Am 24. Oktober 1989 wurde der damalige SED-Generalsekretär Egon Krenz von der Volkskammer zum Staatsratsvorsitzenden und Vorsitzenden des Nationalen Verteidigungsrates gewählt. Nach dem Sturz Erich Honeckers einige Tage zuvor waren damit wieder die höchsten Ämter der DDR in einer Hand.
Eine Premiere gab es dennoch: Waren Wahlen in der Volkskammer früher stets einstimmig ausgefallen, votierten bei der Wahl Krenz' zum Staatsratsvorsitzenden 26 der 500 Abgeordneten gegen ihn, weitere 26 enthielten sich. Auch bei der Wahl zum Chef des Nationalen Verteidigungsrates gab es Gegenstimmen.
Glückwünsche aus Bonn
Die Volkskammersitzung fand ohne Aussprache statt, lediglich Krenz hielt eine 40-minütige Antrittsrede, in der er Reformen andeutete. Im Anschluss nahm er ein "Bad in der Menge": 100 Bürgern vor dem Palast der Republik versprach er, er traue sich die große Aufgabe zu. Großes Vertrauen schienen die Menschen aber nicht mehr ins Regime zu haben: Noch am selben Abend demonstrierten in Ost-Berlin 12.000 gegen Krenz.
Bonn reagierte mit einem Glückwunschtelegramm auf die Wahl. Kanzler Helmut Kohl (CDU) sprach sich darin für den "Ausbau von Dialog und Zusammenarbeit" zwischen den beiden Staaten aus. Dazu kam es nicht mehr: Nach dem Mauerfall im November traten Anfang Dezember Krenz und die DDR-Führung zurück.
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