Vor 65 Jahren : NS-Zeit wird in den Lehrplan aufgenommen
Gegen das Vergessen: Am 12. Februar 1960 beschlossen die Kultusminister, die NS-Zeit in die Lehrpläne aufzunehmen. Vorausgegangen waren antisemitische Straftaten.
Aus Geschichte lernt man - hoffentlich. Der 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz war Anlass zur Mahnung, die Gräueltaten der NS-Zeit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Gerade Schulen werden hier in die Pflicht genommen. Heute wird der Holocaust in verschiedenen Fächern behandelt. In einigen Bundesländern, etwa in Bayern, ist der Besuch einer KZ-Gedenkstätte inzwischen vorgeschrieben. Dass die Zeit des Nationalsozialismus im Unterricht eine stärkere Beachtung findet, beschlossen die Kultusminister bereits vor 60 Jahren.
Aufklärung über Antisemitismus bleibt wichtig
Zum Jahreswechsel 1959/60 hatten Hunderte antisemitische Schmierereien im ganzen Bundesgebiet die deutsche Öffentlichkeit verstört, in der die NS-Zeit bis dahin ein Tabuthema gewesen war. Es stellte sich heraus, dass ein Großteil der Täter Jugendliche oder junge Erwachsene waren. Die Politik sah Handlungsbedarf.
Am 12. Februar 1960 beschloss die Kultusministerkonferenz in Hamburg unter anderem, dass angehende Lehrer nachweisen müssen, "dass sie die Haupttatsachen kennen, die zur Zerstörung der rechtsstaatlichen Ordnung in der nationalsozialistischen Zeit geführt haben". Außerdem sollten "Themen und Tatsachen aus der nationalsozialistischen Zeit in den Abschlussklassen sämtlicher Schulen des Bundesgebietes" behandelt werden. Der Bedarf an solchen Unterrichtsinhalten ist auch 60 Jahre später weiter groß: Laut einer Umfrage im Jahr 2017 wussten nur 47 Prozent der befragten 14- bis 16-Jährigen, dass Auschwitz ein Vernichtungslager im Zweiten Weltkrieg war.