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Wasserkonflikte : "Kooperationen tragen dazu bei, gewaltsame Konflikte zu vermeiden"

Die Umweltpolitikwissenschaftlerin Lena Partzsch sieht in Wasser nicht in erster Linie eine Quelle für Konflikte - sondern für Kooperation.

02.08.2024
True 2024-08-08T16:21:22.7200Z
2 Min

#1

Frau Partzsch, viele befürchten, dass aufgrund der wachsenden Wasserknappheit Konflikte zunehmen. Sie sehen in Wasser eine Chance zur Kooperation. Weshalb?

Lena Partzsch: Dass Wasser in erster Linie Kooperationen fördert, belegt die Transboundary Freshwater Diplomacy Database, die Forschende an der Orgeon State University aufgebaut haben. Sie erfasst über 800 internationale Verträge zu grenzüberschreitenden Flussgebieten.

#2

Ist Wassermangel meist Anlass für Zusammenarbeit?

Lena Partzsch: Es ist nicht der Mangel selbst, sondern es sind Verteilung oder Management, die zu Konflikten führen und damit Anlass zur Zusammenarbeit geben. Staaten beginnen zu kooperieren, wenn die Verfügbarkeit von Wasser sich verändert, etwa durch einen Staudamm oder nun zusehends durch den Klimawandel. Infrastrukturprojekte sind einer der Hauptgründe sowohl für Konflikte als auch Kooperationen. Wenn Wasser von oberen Flussanrainern zurückgehalten wird, hat das massive Auswirkungen nicht nur auf die Ökologie, sondern auch die Verfügbarkeit für die Landwirtschaft und die sonstige Nutzung im gesamten Flusseinzugsgebiet.

Foto: Kay Fochtmann
Lena Partzsch
ist Professorin für Vergleichende Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Umwelt- und Klimapolitik am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin.
Foto: Kay Fochtmann

#3

Ägypten sorgt sich angesichts des Grand-Ethiopian-Renaissance-Staudamms um seine Wasserversorgung und drohte Äthiopien bereits mit Krieg. Wie steht es hier um die Zusammenarbeit?

Lena Partzsch: Die 1999 bereits gegründete Nilbecken-Initiative, die alle zehn Nil-Anrainer zusammenbringt, war lange ein Paradebeispiel für eine gelungene Wasserkooperation. Es gibt Experten, die auch hier einen Wandel vom Konflikt zu einer Kooperation um den umstrittenen Staudammbau sehen. Heute haben sich für fast alle großen grenzüberschreitenden Flussgebiete internationale Kommissionen gebildet, darunter auch die Mekong River Commission. Sie tragen dazu bei, gewaltsame Konflikte zu vermeiden. Leider haben die Kooperationen weniger dazu geführt, dass auch die Umwelt besser geschützt wird. Sie können auch nicht verhindern, dass Wasser als Waffe in Gewaltkonflikten dient, wenn zum Beispiel die Versorgung mit Trinkwasser gekappt oder Staudämme wie in der Ukraine gezielt zerstört werden.

#4

Immer mehr Länder treten der Wasserkonvention der Vereinten Nationen bei, die international die Zusammenarbeit im Wassersektor fördern will. Ist das ein gutes Zeichen?

Lena Partzsch: Ja, es ist grundsätzlich wichtig, dass es internationale Rahmenkonventionen gibt, doch das allein reicht nicht. Problematisch ist oft, dass pauschal die nationalstaatlichen Regierungen für die Umsetzung verantwortlich sind. Verantwortlichkeiten müssen konkretisiert werden. Bei der Umweltkatastrophe an der Oder im Sommer 2022 hat die transnationale Zusammenarbeit der lokalen Behörden zunächst versagt.

#5

Gibt es Best-Practice-Beispiele?

Lena Partzsch: In Europa galten die Internationalen Kommissionen zum Schutz von Oder und Elbe, die nach der Wende in den 1990er-Jahren als Koordinierungsplattformen gegründet wurden, als wegweisend - auch weil Umweltverbände einbezogen wurden und der ökologische Zustand der Flüsse sich erst verbesserte.

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