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Weniger Bewerber für das Parlament als 2021 : 4.506 Kandidaten wollen in den Bundestag
29 Parteien nehmen an der Bundestagswahl 2025 mit Direktkandidaten oder Landeslisten teil und ringen um die 630 Sitze. Der Frauenanteil hat sich kaum verändert.
Aus 4.506 mach 630. So lautet die Rechnung bei der Wahl zum 21. Deutschen Bundestag am 23. Februar. Insgesamt 4.506 Wahlbewerberinnen und Wahlbewerber treten laut Bundeswahlleiterin Ruth Brand an. Sie wollen "Vertreter des ganzen Volkes" sein, die "an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen" sind, wie es im Grundgesetz heißt, und bewerben sich auf die genau 630 Sitze im Bundestag. Auf Ausgleichs- oder Überhangmandate, die das Parlament in der 20. Wahlperiode auf 733 Sitze haben anwachsen lassen, können die Kandidaten in diesem Jahr nicht mehr hoffen. Sie sind seit der Wahlrechtsreform von 2023 Geschichte.
Im Vergleich zur Wahl 2021 sinkt also die Zahl der Sitze wie auch die der Kandidaten - und zwar deutlich. Damals gab es 6.211 Bewerber. In diesem Jahr knapp 1.700 weniger. Ungefähr gleich geblieben ist der Frauenanteil. Er liegt aktuell bei 32 Prozent (1.422 Bewerberinnen). 2021 waren es 33 Prozent (2.024 Bewerberinnen). Einzig die Grünen schicken in diesem Jahr mehr Frauen (195) als Männer (175) ins Rennen. Dass der Frauenanteil insgesamt nach wie vor bei nur einem Drittel liegt, ist umso interessanter, wenn man auf die Wahlberechtigten schaut: Laut Statistischem Bundesamt sind dies im Bundesgebiet 30,6 Millionen Frauen und nur 28,6 Millionen Männer.
80 Prozent der jetzigen Abgeordneten kandidieren erneut
Wer Mitglied des Deutschen Bundestages (MdB) ist, möchte das überwiegend offenbar auch bleiben. 80 Prozent der gegenwärtigen Abgeordneten (587) kandidieren erneut. Aus der jetzigen SPD-Fraktion wollen 169 Abgeordnete ihre Arbeit fortsetzen, aus der Unionsfraktion 162 (CDU: 125; CSU: 37), aus der Grünenfraktion 90, aus der FDP-Fraktion 74 und aus der AfD-Fraktion 65. Wiedergewählt werden wollen auch 14 Mitglieder der Gruppe Die Linke und zehn Abgeordnete der Gruppe BSW.
Auch Stefan Seidler vom Südschleswigschen Wählerverband (SSW) möchte, mit Listenplatz 1 der nur in Schleswig-Holstein antretenden Minderheitenpartei ausgestattet, wieder in den Bundestag. Die Chancen stehen gut - für den SSW gilt die Fünf-Prozent-Klausel nicht.
Ein Blick in die Kandidatenlisten
👩🎓 Wer zur Wahl steht: Berufspolitiker/Mitglied des Deutschen Bundestages (587), Studentin/Student (248), Rechtsanwalt/Jurist (238) führen die häufigsten Berufe derer an, die für den Bundestag kandidieren.
👩💼 Häufigste Vornamen unter den weibliche Kandidatinnen: 1.422 Bewerberinnen sind Frauen - das sind 32 Prozent. Bei den Vornahmen führen Anna (28) vor Anja (21) und Julia (20).
👨💼 Häufigste Vornamen unter den männlichen Kandidaten: Michael (82) vor Andreas (75) und Thomas (71).
Die Zahl der Kandidaten, die sich sowohl auf Landeslisten finden als auch Direktkandidaten in den Wahlkreisen sind, liegt bei 1.859. Nur im Wahlkreis bewerben sich 806 Personen und 1.841 Personen bewerben sich ausschließlich auf einer Landesliste.
Auf den 229 Landeslisten der bei der Bundestagswahl 2025 teilnehmenden 29 Parteien treten insgesamt 3.700 Kandidaten an. 2021 waren es auf den 338 Landeslisten von 47 teilnehmenden Parteien 4.927 Personen. Damals lag der Frauenanteil bei 36 Prozent - heute sind es 35 Prozent. Mehr Frauen als Männer schicken lediglich die Grünen (183 Frauen und 142 Männer) sowie die Partei Die Linke (89 Frauen und 82 Männer) an den Start.
Die Parteien SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP, AfD, Die Linke, Freie Wähler, Volt, MLPD, Bündnis Deutschland und BSW sind in allen 16 Ländern mit Landeslisten vertreten. Die CDU tritt in allen Ländern außer Bayern an, die CSU wiederum nur in Bayern. Die übrigen Parteien werden nicht in allen Ländern auf den Stimmzetteln stehen.
Die größte Auswahl bei Zweitstimmen gibt es in Nordrhein-Westfalen und Berlin
Die größte Auswahl bei den für die Zusammensetzung des nächsten Bundestages entscheidenden Zweitstimmen hat man in Nordrhein-Westfalen und Berlin, wo zwischen den Landeslisten von 18 Parteien gewählt werden kann. Die geringste Auswahl gibt es in Thüringen mit elf Parteien. Den Angaben der Bundeswahlleiterin zufolge ist der Wahlkreis 82 Berlin-Friedrichshain-Kreuzberg - Prenzlauer Berg Ost mit 20 Listenpositionen bundesweit betrachtet der Wahlkreis mit den meisten Wahlvorschlägen. Die wenigsten Wahlvorschläge mit jeweils elf Listenpositionen finden sich auf den Stimmzetteln in fünf thüringischen Wahlkreisen.
299 Wahlkreise gibt es in Deutschland. SPD und FDP kandidieren in all diesen Wahlkreisen, die CDU überall außerhalb Bayerns - die CSU nur in Bayern. Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke treten jeweils in 297 Wahlkreisen an, die AfD in 295 Wahlkreisen, die Freien Wähler in 268 Wahlkreisen.
Für die CDU treten insgesamt in 252 Wahlkreisen 494 Personen an, für die SPD sind es 453 Personen in 299 Wahlkreisen, für die Grünen 370 in 297 Wahlkreisen, für die AfD 362 in 295 Wahlkreisen, für die FDP 361 in 299 Wahlkreisen, für Die Linke 336 in 297 Wahlkreisen, für die CSU 113 in 47 Wahlkreisen und für alle übrigen Parteien sowie als Einzelbewerber 2.017 Personen.
Eine Reform, die vieles verändert
Von den insgesamt 2.665 in den Wahlkreisen Kandidierenden sind 1.159 Männer, 712 Frauen und zwei Personen mit dem Geschlechtereintrag Divers gelistet. Bei allen Parteien übersteigt der Männeranteil den der Frauen. Am knappsten geht es noch bei den Grünen zu, wo 153 Wahlkreiskandidaten 144 Wahlkreiskandidatinnen gegenüberstehen.
Den Wahlkreis zu gewinnen, ist in diesem Jahr wegen der von der Ampel-Regierung beschlossenen Wahlrechtsreform erstmals nicht gleichbedeutend mit einem sicheren Bundestagsmandat. Dann jedenfalls nicht, wenn die Zahl der gewonnenen Direktmandate einer Partei in einem Bundesland größer ist als die Zahl der ihr nach dem Zweitstimmenergebnis zustehenden Sitze.
Die Altersspanne der Kandidaten reicht von 18 bis 88
Die Altersspanne der zur Wahl stehenden Kandidatinnen und Kandidaten ist immens und reicht von 18 bis 88. 94 Wahlbewerberinnen und Wahlbewerber sind nach der Bundestagswahl 2021 volljährig geworden und damit erstmals wählbar. Jüngste Kandidatin ist die 18-jährige Schülerin Elena Dao Krein aus Balingen, die im baden-württembergischen Wahlkreis 295 Zollernalb - Sigmaringen für die Partei Die Linke antritt. Die Rentnerin Irene Brandt kandidiert als älteste Bewerberin mit 88 Jahren auf der Landesliste der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD) in Hamburg.
Das Durchschnittsalter der 4.506 Bewerberinnen und Bewerber liegt bei 45,3 Jahren. Die Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen ist mit insgesamt 1.015 Bewerbern am stärksten vertreten, knapp gefolgt von den 30- bis 39-Jährigen mit 1.013 Bewerbern. Zwischen 40 und 49 Jahre alt sind 961 Kandidierende - unter 30 sind 703. 627 Bewerber sind 60 bis 69 Jahre alt, 187 Bewerber 70 Jahre oder älter.
Juristen, Verwaltungsangestellte und Beamte sind in der Mehrheit
Blickt man auf die Berufe der Kandidatinnen und Kandidaten, so ist wie schon bei vorherigen Wahlen der von der Bundeswahlleiterin "Unternehmensorganisation, Recht, Verwaltung" genannte Bereich mit 1.730 (38 Prozent) am stärksten vertreten. Es folgt der Bereich "Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung" mit 15 Prozent vor dem Bereich "Rohstoffgewinnung, Produktion, Fertigung" mit acht Prozent. 288 Schüler und Studenten stellen sich zur Wahl - ebenso wie 210 Rentner sowie 19 Personen aus der Gruppe "Hausfrauen/-männer, Arbeitssuchende".