Präsidenten seit 1949
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Diese 14 Abgeordneten standen an der Spitze des Bundestages
Der Bundestagspräsident repräsentiert das einzige direkt gewählte Verfassungsorgan. Für Ordnung zu sorgen, ohne Streit zu vermeiden bedarf Fingerspitzengefühl.
In 75 Jahren wählte das Hohe Haus drei Frauen und elf Männer in das protokollarisch zweithöchste Staatsamt. Vorgeschlagen werden die Präsidenten des Bundestages von der jeweils größten Fraktion des Parlaments. Die Bundestagspräsidentin oder der -präsident steht dem einzigen direkt gewählten Verfassungsorgan auf Bundesebene in Deutschland vor, leitet die Plenarsitzungen im Parlament und sorgt für die parlamentarische Ordnung.
Diese 14 Männer und Frauen sorgten in den zwanzig Wahlperioden für zivilisierten Streit:
Bärbel Bas (56) steht seit 2021 an der Spitze des Bundestages, dem sie seit 2009 angehört. Sie ist nicht nur die dritte Frau, sondern auch das dritte SPD-Bundestagsmitglied im zweithöchsten Staatsamt.
Wolfgang Schäuble (1942-2023), mit 51-jähriger Zugehörigkeit zum Bundestag der dienstälteste Abgeordnete der deutschen Parlamentsgeschichte, errang ab 1972 insgesamt 14 Mal ein Direktmandat. Er war unter anderem Kanzleramts-, Innen- und Finanzminister, CDU/CSU-Fraktionschef und CDU-Vorsitzender, bevor er von 2017 bis 2021 das Amt des Bundestagspräsidenten ausfüllte. Schäuble starb im vergangenen Dezember.
Norbert Lammert (75) gehörte dem Parlament bereits seit 1980 an, als er 2002 Bundestagsvizepräsident wurde. 2005 wurde er erstmals an die Spitze des Parlaments gewählt und in diesem Amt 2009 sowie 2013 bestätigt.
Als erster ehemaliger DDR-Politiker bekleidete Wolfgang Thierse (80) das Amt des Bundestagspräsidenten. Zuvor Abgeordneter der frei gewählten DDR-Volkskammer, zog er am 3. Oktober 1990 in den Bundestag ein, dessen Präsident er 1998 wurde. Von 2005 bis 2013 war er Bundestagsvizepräsident.
Rita Süssmuth (87) gelangte 1988 als zweite Frau an die Spitze des Bundestages. Von 1985 bis 1988 war Süssmuth Bundesfamilienministerin; dem Parlament gehörte sie von 1987 bis 2003 an.
Seit 1969 Bundestagsabgeordneter, wurde Philipp Jenninger (1932-2018) 1984 erstmals zum Parlamentspräsidenten gewählt. Eine missglückte Rede führte 1988 zu seinem Rücktritt, als seine Ausführungen zum 50. Jahrestag der NS-Novemberpogrome missdeutet wurden.
Mitglied des Bundestages war Rainer Barzel (1924-2006) von 1957 bis 1987, Chef der Unionsfraktion von 1964 bis 1973 und CDU-Vorsitzender von 1971 bis 1973. Bundestagspräsident wurde er 1983, im Folgejahr trat er im Zusammenhang mit der Flick-Affäre zurück.
Richard Stücklen (1916-2002) gehörte dem Bundestag von 1949 bis 1990 ohne Unterbrechung an; von 1957 bis 1966 war er zudem Bundespostminister. Seit 1976 Vizepräsident des Bundestages, wurde der Elektrotechniker 1979 zu dessen Präsidenten gewählt. Von 1983 bis 1990 war er erneut Vizepräsident des Parlaments.
Karl Carstens (1914–1992) trat nach mehreren Posten als Staatssekretär 1972 in den Bundestag ein, wo er 1973 Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion wurde. 1976 zum Bundestagspräsidenten gewählt, war er von 1979 bis 1984 Bundespräsident.
Sie war die erste Frau an der Spitze des Bundestages. Annemarie Renger (1919- 2008) zog 1953 erstmals in das Parlament ein, dem sie bis 1990 angehörte. Als Präsidentin des Bundestages bekleidete sie das zweithöchste Staatsamt der Bundesrepublik von 1972 bis 1976; danach war sie bis 1990 Vizepräsidentin des Parlaments.
Kai-Uwe von Hassel (1913– 1997) zog 1953 erstmals in den Bundestag ein, legte dieses Mandat jedoch nach seiner Wahl zum Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein 1954 nieder. 1963 wurde er Verteidigungsminister und 1965 erneut in den Bundestag gewählt. Ab 1966 Bundesminister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte, wurde er 1969 zum Bundestagspräsidenten gewählt und amtierte danach von 1972 bis 1976 als Vizepräsident.
Eugen Gerstenmaier (1906-1986) ist mit einer Amtszeit von gut 14 Jahren der Rekordhalter unter den Bundestagspräsidenten. 1949 ins Parlament eingezogen, wurde der Theologe und NS-Widerstandskämpfer 1954 dessen Präsident. Nach Vorwürfen, sich mit Wiedergutmachungsleistungen bereichert zu haben, trat er 1969 zurück.
1949 in den Bundestag gewählt, trat Hermann Ehlers (1904–1954) 1950 die Nachfolge Köhlers an. 1953 wurde der populäre Ehlers, der das Ansehen des Parlaments im Volk zu mehren wusste, erneut an die Spitze des Bundestages gewählt. Er starb 1954 nach einer Infektion.
Erich Köhler (1892-1958) war 1945 Mitbegründer der CDU und gehörte dem Bundestag von 1949 bis 1957 an. 1949 zum Präsidenten des ersten Bundestages gewählt, trat Köhler nach Kritik an seiner Amtsführung im Oktober 1950 zurück.