Fähigkeitslücke Raketenabwehr : Bekommt Deutschland eine "Eisenkuppel"?
Mit dem "Arrow 3"-System aus Israel könnte eine Fähigkeitslücke geschlossen werden. Noch nicht klar ist, wie das System in der Nato integriert werden könnte.
Unter dem Eindruck des russischen Überfalls denkt die Bundesregierung über eine Stärkung der deutschen Verteidigungsfähigkeiten nach. Konkret soll die Raketenabwehr verstärkt werden. Nachdem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) Ende März entsprechende Erwägungen kundgetan hatte, sprach sich im Juli auch die CSU-Landesgruppe dafür aus. "Deutschland braucht einen modernen, maximal einsatzfähigen Raktetenabwehrschirm, einen deutschen Iron Dome", hieß es in einem Beschlusspapier der Partei.
Der angeführte "Iron Dome" ist aus Israel bekannt. Das Land hat sich zu einem Spezialisten für die Raketenabwehr entwickelt, ist es doch umgeben von feindlich gesinnten Staaten wie Syrien und dem Iran sowie islamistischen Terrorgruppen wie der Hamas im Gaza-Streifen oder der Hisbollah im Libanon. Mediale Beachtung finden diese Abwehrsysteme etwa, wenn die Hamas mit Kurzstreckenraketen auf israelische Städte schießt. Dieses System mit dem Namen "Iron Dome" ist in der Lage, viele der Geschosse abzufangen.
Arrow 3: System gegen Mittel- und Langstreckenraketen
Mit dem "Arrow 3" hat Israel zudem ein weiteres System, das sich gegen Mittel- und Langstreckenraketen richtet. Eine naheliegende Bedrohung aus Israels Sicht ist Iran; die Islamische Republik fällt immer wieder mit Vernichtungsdrohungen gegen den jüdischen Staat aus und hat Mittelstreckenraketen im eigenen Arsenal.
Das Arrow-System ist nach Herstellerangaben in der Lage, feindliche Raketen in einer Höhe von 100 Kilometern auszuschalten. Das macht das System für Deutschland interessant. Die Raketenabwehr gilt in der Bundeswehr als Fähigkeitslücke. Mit dem aktuell verfügbaren Patriot-System ließen sich Raketen, die vom Arrow-System bekämpft werden können, nicht ausschalten.
Entsprechend zeigen sich deutsche Verteidigungspolitikerinnen und -politiker offen gegenüber einer Anschaffung. Bei einem Besuch einiger Abgeordnete Ende März in Israel waren auch Raketenabwehr und "Arrow 3" Thema. "Natürlich ist Arrow 3 nicht uninteressant, weil es darum geht, Raketen abzuwehren, die eben so hoch geschossen kommen, dass wir das Rüstzeug nicht haben in Deutschland, um solche Raketen abzuwehren", sagte die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) seinerzeit gegenüber der ARD.
Grünes Licht von Israelis und Amerikanern
Gekauft ist das System noch nicht, aktuell wird geprüft. Gegenüber der "Jerusalem Post" sagte der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz, im April, dass man sehr an dem System interessiert sei - und dass Israelis und die ebenfalls an der Entwicklung beteiligten Amerikaner grünes Licht für einen Kauf gegeben hätten. Als Kosten stehen nach Medienberichten zwei Milliarden Euro im Raum, die Einsatzfähigkeit könnte schon 2025 hergestellt werden.
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Unklar ist auch noch, wie das System gegebenenfalls in der Nato integriert wird. Der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Florian Hahn, hatte im April darauf verwiesen, dass das System auch dazu dienen könne, andere europäische Länder vor Bedrohungen zu schützen. Darauf hatte auch Joe Weingarten (SPD), Mitglied des Verteidigungsausschusses, anlässlich des Israel-Besuchs gedrängt: "Wir können uns nur schwer vorstellen, für Deutschland ein solches Sicherheitssystem aufzubauen und dabei die Interessen Polens oder auch des Baltikums außer Acht zu lassen."