Buchrezension : Achim Wohlgethan: Blackbox Bundeswehr
Achim Wohlgethan kommt in "Blackbox Bundeswehr" zu dem Schluss, dass die Bundeswehr den im Grundgesetz formulierten Auftrag zur Landesverteidigung nicht erfüllt.
Achim Wohlgethan bringt die Dinge prägnant auf den Punkt: In ihrem aktuellen Zustand verstößt die Bundeswehr gegen das Grundgesetz. Weil sie den im Grundgesetz formulierten Auftrag zur Landesverteidigung nicht erfüllen kann. Und daran, so zeigt sich Wohlgethan überzeugt, werde auch das 100 Milliarden Euro schwere Sondervermögen auf absehbare Zeit nichts ändern.
Nicht, weil die Bundeswehr per se noch mehr Geld benötige, sondern weil das vorhandene Geld falsch ausgegeben werde und das System der Rüstungsbeschaffung seit vielen Jahren dysfunktional sei. Solche Befunde kennt man aus der Presse und selbst von Regierungspolitikern. Doch Wohlgethan ist weder Journalist noch Politiker. Zwölf Jahre diente er als Fallschirmjäger, war in Afghanistan im Einsatz und hört sich heute als Mitarbeiter des Bundeswehrverbandes die Sorgen der Soldaten an. Kurz um: Der Autor kann als Insider gelten und weiß vor allem, wie Soldaten so ticken.
Verlängerte, zugespitzte Variante des Jahresberichts der Wehrbeauftragten
„Blackbox Bundeswehr“ ist nach „Endstation Kabul“, „Operation Kundus“ und dem „Schwarzbuch Bundeswehr“ bereits sein viertes Buch. In weiten Teilen, wenn es etwa um mangelnde und fehlerbehaftete Ausrüstung oder die Personalprobleme der Truppe geht, liest es sich wie eine verlängerte, aber zugespitzte Variante des Jahresberichts der Wehrbeauftragten Eva Högl. Deren Ansichten teilt er aber nicht in jedem Fall: Die Abgabe von Waffensystemen wie dem Leopard 2 an die Ukraine sieht er extrem kritisch. Nicht weil er damit prinzipiell ein Problem hat, sondern weil dies die Fähigkeiten der Bundeswehr weiter aushöhle.
Mehr Buchrezensionen
Gunter Hofmann sieht manche Parallele zwischen den damaligen Attacken gegen Brandts Ostpolitik und der jüngeren Kritik am Verhältnis Deutschlands zu Russland.
Mit ihrem Buch "Diesseits der Mauer" will Katja Hoyer ostdeutsche Biografien sichtbarer machen.
David Graeber geht in seinem letzten Buch der Frage nach, inwieweit Piraten Vorreiter bei der Entwicklung neuer Formen demokratischer Regierungsführung waren.
Auch Beschaffungen wie die des US-Kampfjets F-35 oder die Entwicklung des „Main Ground Combat System“ oder des „Future Air Combat System“ versieht er mit vielen Fragezeichen. Nicht zuletzt deswegen, weil die Interessen der Rüstungsindustrie nicht zwangsläufig mit den Bedürfnissen der Truppe übereinstimmten. Wer sich über die mediale Berichterstattung hinaus intensiver mit der Bundeswehr und ihrem Innenleben auseinander setzen will, dem sei dieses Buch empfohlen.
Achim Wohlgethan:
Blackbox Bundeswehr.
Die 100-Milliarden-Illusion. Was unsere Truppe jetzt wirklich braucht.
Econ,
Berlin 2023;
320 S., 21,99 €