Geopolitischer Machtkampf : Der erneute und dauerhafte Griff nach dem Mond
In "Armstrongs Erben" schildert der Journalist Christoph Seidler anschaulich und spannend den erneuten Wettlauf zum Mond - samt seinen Konfliktpotenzialen.
"Der Mond ist jetzt ein Ami", titelte die "Bild"-Zeitung am 21. Juli 1969. Einen Tag zuvor hatte der US-amerikanische Astronaut Neil Armstrong als erster Mensch den Mond betreten. Und drei Jahre nach der berühmten Apollo-11-Mission verließ am 14. Dezember 1972 mit dem ebenfalls US-amerikanischen Astronauten Eugene Carnan letztmals ein Mensch den Erdtrabanten.
"Ein Ami" war der Mond indes nie und darf es eigentlich auch nie werden. So zumindest gebietet es der internationale Weltraumvertrag von 1967, der besagt, dass der Mond "nicht nationaler Aneignung" unterliegt. Der Raumfahrtjournalist Christoph Seidler hat jedoch gewisse Zweifel, ob diese Regelung auch in Zukunft uneingeschränkt Bestand haben wird.
Private Raumfahrtunternehmen wie SpaceX verändern den Weltraum
In seinem aktuellen Buch "Armstrongs Erben" zeichnet Seidler den erneuten Wettlauf zum Mond zwischen den beteiligten Mächten nach. Bereits in zehn Jahren könnte erstmals wieder ein Mensch den Himmelkörper betreten. Erneut sind es die USA, die an diesem Wettlauf, bei dem es um deutlich mehr geht als die Erforschung des Alls, mit ihrem Artemis-Programm maßgeblich beteiligt sind. An ihrer Seite stehen diesmal aber auch die Europäer und vor allem private Raumfahrtunternehmen wie etwa SpaceX des Tech-Milliardärs Elon Musk. Ebenfalls in den Club der potenten Raumfahrtnationen, die begehrliche Blicke auf den Mond werfen, sind auch die Volksrepublik China und Indien aufgerückt.

Christoph Seidler:
Armstrongs Erben.
Was der neue Kampf der Supermächte um den Mond für uns bedeutet.
Piper,
Berlin 2025;
332 S., 22,00 €
Seidler erzählt diese spannende Geschichte in drei große Kapiteln. Zunächst wirft er einen Blick zurück auf jenen berühmten Wettlauf zum Mond in den 1960er Jahren zwischen den USA und der Sowjetunion, die aber trotz großer Anfangserfolge - erster Satellit und erster Mensch im All - aufgrund strategischer Fehlentscheidungen ins Hintertreffen gerät.
Diesmal reist der Mensch zum Mond – um zu bleiben
Im zweiten Teil nimmt er sich ausgiebig Zeit dafür, all die technischen Voraussetzungen für eine bemannte Mondfahrt, die Einrichtung einer dauerhaften Raumstation im Orbit des Mondes und Einrichtungen auf der Oberfläche anschaulich zu beschreiben und mit den aktuellen Fortschritten und Rückschlägen abzugleichen. Und er tut dies so, dass Laien dies problemlos nachvollziehen können. Das macht Seidlers Buch zur perfekten Einstiegslektüre in das Thema.
Im dritten Teil geht der Journalist auf die strategischen und wirtschaftlichen Ziele der Raumfahrtnationen und Privatunternehmer und auf die Frage ein, welche politischen und rechtlichen Probleme und Konfliktpotenziale dies birgt. Vieles steht noch in den Sternen, aber eines scheint sicher: Diesmal reist die Menschheit zum Mond, um zu bleiben.
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