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Kurz rezensiert : Kartografische Ordnung in unübersichtlichen Zeiten

Mit ihrem geopolitischen Atlas "Die Welt der Gegenwart" bringen Émilie Aubry und Frank Tétart ein wenig mehr Übersicht in eine unübersichtliche Weltlage.

19.12.2024
True 2024-12-19T18:23:50.3600Z
2 Min

Seit Generationen greifen Schüler und Geschichtsstudenten zu Werken wie dem "Putzger. Historischer Weltatlas", dem "Großen Ploetz" oder dem "dtv-Atlas Weltgeschichte". Zum Beispiel, wenn sie nachvollziehen wollen, auf welcher Route denn nun Hannibal mit seiner Elefanten über die Alpen gen Rom zog, wie genau der territoriale Flickenteppich des Heiligen Römischen Reiches aussah oder wo und wann welche Schlachten im Zweiten Weltkrieg geschlagen wurden. Je unübersichtlich die Weltlage, desto sinnvoller erscheint der Griff zu solchen historischen Atlanten, weil sie zumindest eine kartografische Ordnung in das Gewirr der Zeitenläufe zu bringen vermögen.

Orientierung in der unübersichtlichen Weltlage

Unübersichtlich erscheint auch die aktuelle Weltlage. Da passt es gut, dass Émilie Aubry und Frank Tétart einen "geopolitischen Atlas" vorgelegt haben, um sich in der "Welt der Gegenwart" zurecht zu finden. Die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine oder der beschleunigte Klimawandel hätten gezeigt, dass "im 21. Jahrhundert niemand die übrige Welt ausschließen kann" und "mehr und mehr unser tägliches Leben" bestimme, schreibt Aubry in ihrem Vorwort.


Émilie Aubry, Frank Tétart:
Die Welt der Gegenwart.
Ein geopolitischer Atlas.
C.H. Beck,
München 2024;
224 Seiten, 29,00 €


Die Journalistin ist Chefredakteurin des Magazins "Mit offenen Karten" des TV-Senders Arte, das anhand von speziell aufbereiteten Landkarten historische, geopolitische oder wirtschaftliche Sachverhalte dargestellt. Ihr Co-Autor Frank Tétart war über viele Jahre als Berater der Sendung tätig, unterrichtet an Sekundarschulen sowie der Universität Paris 1 und hat bereits mehrere Atlanten veröffentlicht.

Auf 130 Karten zu den aktuellen Hotspots der Welt

Aubry und Tétart nehmen ihre Leser anhand von mehr als 130 anschaulichen Karten und Grafiken sowie einführenden Texten auf eine Reise rund um den Globus zu aktuellen Hotspots. Von den USA und Mexiko über Venezuela und Brasilien nach Deutschland, Polen, Schweden, die Ukraine und Russland und weiter nach Nordafrika, die Sahelzone, den Nahen und Mittleren Osten bis hin nach China, Indien und Australien. Neben den Konflikten, die die Schlagzeilen beherrschen, findet sich auch überraschendes Kartenmaterial, etwa zu den Einflussgebieten mexikanischer Drogenkartelle oder dem Abstimmungsverhalten der Türken zum Verfassungsreferendum Erdogans von 2017 aufgeschlüsselt nach Regionen.

Doch so gelungen der geopolitische Atlas inhaltlich und grafisch auch gestaltet ist, ein Problem bleibt: Die Geschwindigkeit, mit der sich die Weltlage ändert.

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