Glosse : Das bisschen Haushalt macht sich nicht von allein
Schwäbische Hausfrau trifft auf spendierfreudigen Kanzler: In der Ampel-Beziehung kriselt es mal wieder kräftig - Grund ist die Haushaltskasse.
Wie jeder Mensch, der in einer Paarbeziehung lebt, weiß, gibt es Themen, die fordern Streit geradezu heraus. Die Haushaltskasse zum Beispiel. Das gilt allerdings nicht nur in heimischen Gefilden, sondern auch im politischen Berlin.
Zieht bei Rechtsgutachten zum Etat 2025 andere Schlüsse als Finanzminister Christian Lindner (FDP): Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).
Das bisschen Haushalt macht sich eben nicht von allein, wie die Ampel dieser Tage einmal mehr feststellt. Es reicht hinten und vorne nicht in der Finanzplanung, eine Lücke von 17 Milliarden Euro soll irgendwie weggebucht werden, der Haussegen hängt schief. Der Finanzminister, qua Amt eine schwäbische Hausfrau, würde gerne sparen, die anderen Ministerinnen und Minister eher nicht; manche würden lieber gleich zur Bank laufen, um den Dispo zu erhöhen, weil die Zeiten ja so schwierig sind. Abbezahlen müssten das ohnehin erst die Kinder oder Enkelkinder.
Richtig ärgerlich wird es in Beziehungen, wenn einer der Partner dann vermeintlich kluge Ratschläge gibt, wie man das Problem lösen könnte. Der Kanzler zum Beispiel meint, man solle die Zuschüsse doch einfach Darlehen nennen, dann klappt das schon mit der Rechnung. Der Finanzminister wiederum hält davon wenig und fühlt sich von den Experten bestätigt. Der Kanzler aber auch. Ein Dilemma. Zumal es mit der Kommunikation hapert. Man redet nicht miteinander, sondern in Interviews übereinander.
Das wäre eigentlich ein Fall für eine gute Paartherapie. Oder gleich für den Scheidungsanwalt, aber da ist nicht mehr viel politisches Kapital zu verteilen. Alternativ könnte man sich nach einer Haushaltshilfe umsehen. Die Union hält sich mit ungefragten Vorschlägen ohnehin nicht zurück, wäre also bereit. Aber sie würde wohl am liebsten gleich den ganzen Laden übernehmen.