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Foto: picture alliance/dpa
Die Kanzlerschaft für Friedrich Merz (CDU) rückt näher, die SPD sackt bei der Bundestagswahl ab.

Vorläufiges Ergebnis der Bundestagwahl : Deutschland hat gewählt

Bei der Bundestagswahl wird die Union mit Abstand stärkste Kraft. Im 21. Deutschen Bundestag werden fünf Fraktionen vertreten sein – FDP und BSW nicht.

24.02.2025
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3 Min

Sie hat schwächer abgeschnitten als selbst erhofft und trotzdem hat die Union die Bundestagswahl mit großem Abstand gewonnen und den klaren Regierungsbildungsauftrag. Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis, das die Bundeswahlleiterin am frühen Montagmorgen bekanntgab, wurden CDU/CSU mit ihrem Kanzlerkandidaten Friedrich Merz (CDU) mit 28,6 Prozent der Stimmen stärkste politische Kraft im neuen Deutschen Bundestag. Noch nie in der Geschichte des wiedervereinigten Deutschlands haben dabei so viele Menschen ihre Stimme abgegeben, es gab eine Rekord-Wahlbeteiligung von 82,5 Prozent.

Historisch war auch die Deutlichkeit, mit der die Wählerinnen und Wähler der bisherigen Regierungskoalition das Vertrauen entzogen haben. Bei der Wahl 2021 kamen SPD, Grüne und FDP zusammen noch auf 52 Prozent, jetzt sind es zusammen nicht einmal 33 Prozent. 

Während die Grünen mit nunmehr 11,6 Prozent der Stimmen zwar jeden fünften Wähler verloren haben und dennoch im Vergleich noch glimpflich aus der Ampel gekommen sind, schlitterte die SPD bei dieser Winterwahl auf das mit Abstand schlechteste Ergebnis in der Geschichte der Bundesrepublik (bisher 20,5 Prozent im Jahr 2017). Sie ist erstmals und mit Abstand nur drittstärkste Kraft im Deutschen Bundestag. Mit 16,4 Prozent ist es für die Sozialdemokraten sogar das schlechteste Ergebnis bei einer nationalen Parlamentswahl seit der Reichstagswahl vom 21. Februar 1887, also seit fast auf den Tag genau 138 Jahren.

FDP verpasst den Einzug in den 21. Bundestag deutlich

Das ehemalige Ampel-Mitglied FDP verpasste mit 4,3 Prozent den Einzug in den 21. Deutschen Bundestag deutlich. Dort wird die AfD zweitstärkste Fraktion sein, sie kann ihren Stimmenanteil von 20,8 Prozent gegenüber der Bundestagswahl 2021 in etwa verdoppeln. Das gelang auch der Linkspartei mit 8,8 Prozent, sie ist neben Union und AfD die dritte große Gewinnerin der Bundestagswahl. Zu den Verlierern zählt dagegen auch das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), das den Einzug in den Deutschen Bundestag mit 4,9 Prozent knapp verpasst hat. Wieder im Bundestag vertreten ist der SSW, die Partei der dänischen Minderheit. Er konnte wieder einen Sitz erlangen. Für den SSW gilt die 5-Prozent-Sperrklausel nicht.

Parlamentarische Mehrheiten sind nach der Sitzverteilung ohne die Union faktisch nicht möglich, da alle Parteien eine Zusammenarbeit mit der AfD ausgeschlossen haben. Die Union wiederum könnte mit der SPD eine stabile Mehrheit haben, eine schwarz-rote Koalition erreicht 328 Sitze. Für eine Mehrheit braucht es 316 Sitze. Eine Koalition von CDU/CSU und Grünen ist dagegen nicht möglich, sie würde mit 293 Sitzen eine Mehrheit deutlich verpassen.

Personelle Konsequenzen nach der Wahl

Bundeskanzler Olaf Scholz hat am Sonntagabend angekündigt, nicht an Koalitionsverhandlungen über die kommende Bundesregierung teilhaben zu wollen. Er werde nicht als Vertreter der SPD Teil der kommenden Bundesregierung sein und auch nicht darüber verhandeln. Dafür erklärte Verteidigungsminister Boris Pistorius, über eine neue Bundesregierung in einer Führungsrolle verhandeln zu wollen. Der SPD-Parteivorstand beschloss zudem, der Fraktion Lars Klingbeil zur Wahl als neuen Fraktionsvorsitzenden vorzuschlagen, bislang führt Rolf Mützenich die SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag.

Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner verkündete am Wahlabend seinen Rücktritt aus der aktiven Politik. Er begründete dies auf X damit, dass die Bundestagswahl eine Niederlage für die FDP gebracht habe, aber “hoffentlich einen Neuanfang für Deutschland. Dafür habe ich gekämpft.” Auch Generalsekretär Marco Buschmann erklärte am Tag nach der Wahl seinen Rücktritt. "Wenn man Verantwortung trägt, dann muss man auch daraus Konsequenzen ziehen", sagte Buschmann am Montag bei einer Pressekonferenz der FDP in Berlin. 

Bei den Grünen kündigte Kanzlerkandidat Robert Habeck an, in der neuen Wahlperiode keine Funktion in Partei oder Fraktion mehr anzustreben. "Ich werde keine führende Rolle in den Personaltableaus der Grünen mehr beanspruchen oder anstreben", erklärte Habeck vor der Bundespressekonferenz.

Das endgültige amtliche Ergebnis der Bundestagswahl 2025 wird der Bundeswahlausschuss voraussichtlich am Freitag, 14. März 2025 bekannt geben.

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