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Parlamentarisches Profil : Der Vorbereitete: Yannick Bury

Yannick Bury sitzt für die Unionsfraktion im Haushaltsausschuss - und ist fassungslos über die Lücken im Entwurf für den Etat 2025.

13.09.2024
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3 Min

Sein erstes Rendezvous mit professioneller Politik endete ernüchternd. Yannick Bury war 16, und der Klassensprecher an der Emil-Dörle-Realschule im badischen Herbolzheim zog im Auftrag der Schülervertretung zum Bürgermeister: Das Schulgebäude war marode, und anstatt des von der Politik geplanten Anbaus wollte sich Bury für eine Ausbesserung der bestehenden Räumlichkeiten stark machen. Doch er hatte keinen Termin und scheiterte am Vorzimmer. 

Heute, 18 Jahre später, lächelt er darüber, als er aus dem Fenster im Paul-Löbe-Haus schaut: Gerade wollte jemand etwas von ihm. Die Präsidenten der baden-württembergischen Handwerkskammern besuchten den Bundestag, und Bury, 34, Abgeordneter der CDU für den Wahlkreis Emmendingen-Lahr, ist nun gefragter als damals als Schüler.

Foto: Abgeordnetenbüro Bury

Yannick Bury, geboren 1990, ist Mitglied im Petitions- und Haushaltsausschuss. Er sitzt seit 2021 für den Wahlkreis Emmendingen-Lahr im Bundestag.

Heute ist erst mal Haushalt angesagt. Der Bundestag debattiert über den aktuellen Regierungsentwurf, und Bury zeigt sich halbwegs entsetzt. "Da klaffen so viele Lücken im Haushalt, das macht mich fast fassungslos", sagt er. "Das verkompliziert das parlamentarische Verfahren ungemein", schiebt Bury mit Blick auf die von ihm ausgemachte 12,5-Milliarden-Euro-Lücke nach, "und da sind die Sondervermögen noch gar nicht miteingerechnet".

Bury: Globale Minderausgaben sollten nur kleine Lückenfüller sein 

Seit 2021 sitzt Bury im Bundestag, er gewann den Wahlkreis direkt. Seitdem arbeitet er im Haushaltsausschuss und im Petitionsausschuss. Beides ist etwas für Leute, die Akten gern und schnell lesen. Und redet der Bundestag nun beim Haushaltsentwurf nicht mehr mit, ist das nicht eine Stärkung der Legislative? "Ich befürchte das Gegenteil", entgegnet er. "Eigentlich sollten Globale Minderausgaben nur kleine Lückenfüller sein - im jetzigen Entwurf aber sind sie riesengroß." Die Folge: Im Zweifelsfall könne dann die Regierung entscheiden, welche Programme gestrichen werden, "das wäre eine Entmachtung des Parlaments". 


„Dass Fleiß und Eigenverantwortung bei der CDU wertgeschätzt werden, hat mich zudem von Anfang an angesprochen.“
Yannick Bury (CDU)

Was würde er anders machen? "Der Etat müsste eigentlich einen klaren Schwerpunkt auf die Stärkung von innerer wie äußerer Sicherheit und der Wirtschaft abstellen." Das würde kosten, wie sieht er die Schuldenbremse? "Das Haushaltsvolumen liegt mittlerweile über dem der Krisenhaushalte während Corona. Mangelnde Finanzmittel sind nicht das Problem, sondern der fehlende Mut, Prioritäten zu setzen."

Faszination für Zahlen seit der Schulzeit

Bury wuchs in einer Arbeiterfamilie auf, sie unterstützte ihn bei seiner Neugier, bei seinen Ideen, die ihm kamen. In den Schulsommerferien jobbte er an der Supermarktkasse oder verkaufte Souvenirs im Europapark. Dann der Wechsel aufs Wirtschaftsgymnasium, wo seine Faszination für Zahlen wuchs. Mit 16 war er in die Junge Union eingetreten - wenige Tage nach dem Nicht-Gespräch mit dem Bürgermeister hatte seine Schulklasse den Landtag besucht, und Bury seinen Frust geschildert. Ein CDU-Abgeordneter habe gemeint: "Dann musst du dich eben selbst engagieren." 

Die CDU wurde es dann, weil Bury in der Partei das größte Bemühen ausmachte, einen möglichst breiten Blick auf die Gesellschaft zu haben. "Dass Fleiß und Eigenverantwortung bei der CDU wertgeschätzt werden, hat mich zudem von Anfang an angesprochen", erinnert er sich.

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Nach dem Abitur und dem Zivildienst studierte Bury Volkswirtschaftslehre in Freiburg, war Stipendiat der Begabtenförderung der Konrad-Adenauer-Stiftung und fing beim Walter-Eucken-Institut als Forschungsreferent an. In diesem April schloss er seine Promotion ab. Parallel übernahm er Parteiämter, war ab 2019 Vorsitzender des Kreisverbands Emmendingen. Dann kündigte der langjährige Wahlkreisabgeordnete seinen Rückzug an. "Nach einer kurzen Überlegung, ob eine Kandidatur gerade in die Lebensplanung passt, warf ich meinen Hut in den Ring", sagt der Vater eines jungen Kindes.

Es klappte. Seitdem hängen in seinem Berliner Büro zwei Plakate mit den Konterfeis von Ludwig Erhard und Walter Eucken. Er hatte sie online erworben. "Eucken entwickelte die Grundsätze einer menschenwürdigen und funktionsfähigen Wirtschaftsordnung", sagt er, "und Erhard setzte sie dann um". Für einen Moment wirkt es, als lächelten sie.


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