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Parlamentarisches Profil : Die Pädagogische: Nicole Höchst

Nicole Höchst hört man die Lehrerin an. Die AfD-Abgeordnete hat in dieser Sitzungswoche ein besonderes Anliegen: einen "Gedenktag für ungeborenes Leben".

06.12.2024
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3 Min

In einer dieser hektischen Wochen vor Jahresende bittet Nicole Höchst ins Büro hinein. Eigentlich hat sie kaum Zeit, zwei Reden sind zu halten - aber als sie die Tür schließt, geht von der AfD-Abgeordneten aus Monheim eine Ruhe aus, der Konzentriert- und Entspanntheit zugleich innewohnen. "Ich liebe Kinder", sagt sie mit Blick auf das Motto ihrer Website "Unseren Kindern eine Zukunft schenken". 

Die ehemalige Studienrätin, 54, prägt die Bildungs- und Familienpolitik ihrer Partei, ist Obfrau im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung. Tut die Politik denn genug für Kinder? "Sie tut das Falsche", antwortet Höchst. "In den Kitas gibt es auch wegen der offenen Grenzen nicht genügend Erzieher. Wer in der 'Asylindustrie' beschäftigt ist, könnte ja auch in Kitas arbeiten."

Foto: picture alliance / dts-Agentur

Nicole Höchst ist Obfrau ihrer Fraktion im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung.

Morgen wird sie im Plenarsaal zu Gewalt gegen Frauen reden. "Ich werde ansprechen, dass da aus dem Täterkreis Männer aus Syrien, Irak und Afghanistan überproportional vertreten sind", sagt sie. "Das wird in den Talkshows ausgespart." Tatsächlich? "Es wird generell ausgespart." Und der allgemeine Anstieg von Gewaltfällen gegen Frauen in der Statistik seit Jahrzehnten, liegt das nicht auch an einer Sensibilisierung, an mehr Anzeigen und mehr Strafverfolgung? Sie lehnt sich zurück. "Gruppenvergewaltigungen gab es in dem Ausmaß früher jedenfalls nicht." Und damit ist Höchst bei der Kölner Silvesternacht 2015 angelangt; seien es die Themen Kinder, Schule oder Gewalt gegen Frauen - zielsicher steuert Höchst dabei jedes Mal die Migrationspolitik an.

Ein Gedenktag als Angebot, die Fronten aufzubrechen

In dieser Sitzungswoche verfolgt Höchst aber auch ein anderes Anliegen; sie hat dazu einen Antrag formuliert. Der Bundestag möge beschließen, dass ein Gedenktag für ungeborenes Leben eingeführt wird. Damit meint die Abgeordnete Fehlgeburten, Totgeburten und Schwangerschaftsabbrüche. "In meinem Bekanntenkreis gibt es viele, die ihr Kind verloren haben und sich als Eltern nicht wirklich wahrgenommen fühlen." Wird in dem Antrag indes vermengt, was nicht zusammenpasst? "Die Motivlage ist nicht unterschiedlich", entgegnet Höchst und verweist darauf, dass sich viele Frauen wegen einer sozialen Indikation für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden würden. "Wer dann abtreibt, trägt das ein Leben lang." 

Moment, ist das nicht pauschalisierende Spekulation? "Nein, dazu gibt es Interviews." Jedenfalls sieht Höchst in solch einem Gedenktag "ein Angebot an jene, welche diese Art von Trauer benötigen". Er sei freiwillig, ein Mittel der Empathie und ein Zeichen, dass Trauern erlaubt sei. "Für mich ist es auch ein Versuch, die Fronten aufzubrechen. Ich möchte aus der Ecke raus, dass wir Frauen verdammen, die abtreiben." Hinter den Paragrafen 218 zu Schwangerschaftsabbrüchen wolle die AfD jedenfalls nicht zurück.


„In den Kitas gibt es auch wegen der offenen Grenzen nicht genügend Erzieher.“
Nicole Höchst (AfD)

Plant die Partei nicht eine Verschärfung? "Das ist nicht richtig. In unserem Leitantrag für das Wahlprogramm 2025 steht, dass die Beratungen ausgebaut werden müssen." Das stimmt, aber der Entwurf ist hinreichend unscharf formuliert. "Beim sorgfältigen Abwägen der Interessen muss Abtreibung die absolute Ausnahme bleiben z.B. bei kriminologischer oder medizinischer Indikation", steht dort geschrieben. Diesen Satz würden auch Leute unterschreiben, die durchaus eine Verschärfung anstreben.

Höchst war zuerst CDU-Mitglied

Höchst hört man die Lehrerin an. Sie redet ruhig, erklärt viel und nicht zu lang. Sie lässt sich unterbrechen. Sätze wie "Politik ist Kampf", die man zuweilen von AfD-Politikern hört, sind bei ihr kaum vorstellbar. Die vierfache Mutter und Pädagogin für Englisch und Französisch trat in den 1990er-Jahren in die CDU ein, "weil ich schon immer christlich-konservativ war und mich das Programm der CDU in NRW überzeugte. Sie trat um die Jahrhundertwende wieder aus und wechselte dann. "Der erste große Tiefschlag für mich war in den Nullerjahren der Umgang Helmut Kohls mit der Spendenaffäre und sein Ehrenwort-Gerede", sagt sie. "Das war Gutsherrenart. Und Angela Merkel mochte ich nicht." Bei der AfD werde sie bleiben. “Immerhin habe ich das Programm mitgeschrieben.”

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