Editorial : Der Durst nach Wasser
Während der Kampf um Wasser weltweit zum Teil dramatisch ist, bleibt Deutschland eine Insel der Seligen. Auch weil der technische Fortschritt große Sprünge macht.
Auf der Suche nach Leben im All wird erst einmal nach Wasser gesucht. Dann werden Planeten, auf denen es Wasser geben könnte, nach Biosignaturen untersucht. Der Mensch kann sich ein Leben ohne Wasser schlicht nicht vorstellen; in Deutschland fällt es schon schwer, sich vorzustellen, dass Wasser nicht einfach aus dem Hahn kommt. Das ist aber die Realität für 2,2 Milliarden Menschen weltweit, die keinen regelmäßigen Zugang zu sauberem Wasser haben.
Wasserstress droht erstmal nicht
Deutschland ist dagegen eine Insel der Seligen. Das zeigt auch ein Blick auf den Wassernutzungsindex, der die Wassernachfrage der nutzbaren Süßwassermenge gegenüberstellt, die dem Wasserkreislauf für einen bestimmten Zeitraum zur Verfügung steht. Dieser Index liegt nach Angaben des Umweltbundesamtes vom November 2022 bei 11,4 Prozent. Übersteigen die Entnahmen 20 Prozent des so verfügbaren Wassers, ist dies ein Zeichen von Wasserstress. Diese Grenze ist in weite Ferne gerückt und doch gab es einen solchen Wasserstress in Deutschland noch bis 2007 in jedem Jahr.
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Ohne technischen Fortschritt wäre das nicht möglich gewesen, denn der Durst nach Wasser ist in Industrie und Gewerbe deutlich höher als der Trinkwasserverbrauch der Menschen. Selbstkritisch muss da eine Zeitung einräumen: Die Papierindustrie ist eine der energie- und wasserintensiven Branchen. Doch immer effizientere Wassernutzung und -aufbereitung in der Wirtschaft zahlen sich aus. Auch wenn beispielsweise Tesla mit seinem Werk im brandenburgischen Grünheide beim Wasserverbrauch oft in der Kritik steht: Der Autobauer hat im vergangen Jahr nur etwa ein Drittel des Wassers benötigt, das eigentlich genehmigt war. Jeder größere Spargelhof in der Umgebung verbraucht mehr.
Trockenjahre noch nicht aufgeholt
Und doch ist auch in Deutschland zu Recht immer öfter von Warnungen zu lesen. Trockene Jahre haben die Grundwasserstände sinken lassen. Im regenreichen Jahr 2023 hat sich der Gesamtwasserspeicher zwar erholt, aber die Trockenjahre sind nicht aufgeholt. Zumindest dafür vermeldete im Juli der Wetterdienst jetzt Erfreuliches: Auch 2024 hat es weiter geregnet, die vergangenen zwölf Monate waren so nass, wie nie in einem solchen Zeitraum seit Beginn der Aufzeichnungen 1881.