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Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com / ABC
Zum ersten Mal in diesem Wahlkampf trafen am Dienstag die Kandidaten Kamala Harris und Donald Trump vor Fernsehkameras aufeinander.

Bewährungsprobe in umkämpftem Swing-State : Harris bringt Trump in Bedrängnis

Beim TV-Duell der US-Präsidentschaftskandidaten Kamala Harris und Donald Trump kann die Demokratin gegen den Republikaner punkten. Das Rennen bleibt aber offen.

13.09.2024
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4 Min

Es beginnt mit einem Handschlag und wird zu einem heftigen Schlagabtausch zwischen den Rivalen im Kampf ums Weiße Haus: Die beiden US-Präsidentschaftskandidaten Kamala Harris und Donald Trump haben sich bei ihrem TV-Duell am Dienstag gegenseitig mit scharfen Angriffen überzogen. Es war überhaupt das erste Mal, dass sich Harris und Trump auf landesweiter Bühne von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden - und das zum vermutlich wichtigsten Showdown der beiden vor der Wahl am 5. November, bei der die amerikanischen Wählerinnen und Wähler über die Personalie im Weißen Haus und über die Zusammensetzung in beiden Kammern des US-Kongresses abstimmen werden.


„Und was wir getan haben, ist, Donald Trumps Chaos aufzuräumen.“
Kamala Harris, US-Vizepräsidentin und Präsidentschaftskandidatin

Harris beklagte, der Ex-Präsident habe das Land 2021 in einem desaströsen Zustand hinterlassen - mit der größten Arbeitslosigkeit seit der Großen Depression, der schlimmsten Epidemie im Gesundheitswesen seit einem Jahrhundert und mit dem schlimmsten Angriff auf die amerikanische Demokratie seit dem Bürgerkrieg. “Und was wir getan haben, ist, Donald Trumps Chaos aufzuräumen.”

Trump betonte das Thema Migration

Trump wiederum kritisierte, Harris und US-Präsident Joe Biden hätten das Land in ihrer Amtszeit in den Abgrund gestürzt. "Wir haben eine Nation, die im Sterben liegt", sagte er. Bei diversen Fragen brachte der Republikaner das Thema Migration auf und beschuldigte die Regierung von Biden und Harris, sie habe Abermillionen Migranten und Kriminelle unkontrolliert ins Land gelassen. "Sie haben die Struktur unseres Landes zerstört." 

Trump unterstellte Migranten, sie würden Haustiere essen. "In Springfield essen sie die Hunde - die Leute, die hierhergekommen sind - sie essen die Katzen" behauptete er, ohne dies mit einem Beleg untermauern zu können.

Harris kritisierte Steuersenkungen für Reiche 

Harris beschuldigte Trump, er wolle Steuersenkungen für Reiche, die einfachen Amerikaner interessierten ihn nicht. Sie appellierte an die Bürger, sich bei einem seiner Wahlkampfauftritte selbst ein Bild davon zu machen. "Ich werde etwas wirklich Ungewöhnliches tun und Sie aufrufen, eine von Donald Trumps Kundgebungen zu besuchen", sagte die Demokratin an die Zuschauer gewandt. Trump verbreite dort absurde Behauptungen wie jene, dass Windmühlen Krebs verursachten. "Das Einzige, worüber Sie ihn nicht reden hören werden, sind Sie." Trump habe keinen Plan für die Menschen im Land. Trump entgegnete pikiert, Menschen gingen erst gar nicht zu Harris' Wahlkampfveranstaltungen.

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In ihrem Abschlussstatement warb Harris für einen "neuen Weg nach vorne" und für Zusammenhalt statt Spaltung. Die Amerikaner hätten so viel mehr gemeinsam als das, was sie trenne. Dass Harris einen Neuanfang verspricht, obwohl sie seit dreieinhalb Jahren mitregiert, ist ein wunder Punkt ihrer Kampagne. Trump zielte genau darauf und warf zum Abschluss der Debatte mehrfach die Frage auf, warum Harris während ihrer bisherigen Regierungszeit nicht all das umgesetzt habe, was sie nun verspreche. Sie sei die "schlechteste Vizepräsidentin in der Geschichte" des Landes.

Erstes TV-Duell für Harris als Kandidatin 

Das Duell, das der Sender ABC in Philadelphia in Pennsylvania, einem von Demokraten und Republikanern umkämpften Swing-State, ausrichtete, war vor allem für Harris eine Bewährungsprobe. Die 59-Jährige hatte erst vor wenigen Wochen Präsident Biden als Kandidatin der Demokraten abgelöst und zeigte sich bislang überwiegend bei streng choreografierten Wahlkampfauftritten, bei denen ihr Team alles unter Kontrolle hatte. Bei der Debatte gegen Trump musste sie sich nun ohne Skript beweisen. Trump dagegen hat schon diverse Fernsehdebatten bestritten, auch in seinen früheren Wahlkämpfen 2016 und 2020. Aus seinem jüngsten TV-Duell Ende Juni war der 78-Jährige als klarer Sieger hervorgegangen. Damals trat er noch gegen Biden an, der sich nach seiner desaströsen Performance aus dem Rennen um die Präsidentschaft zurückzog und Harris das Feld überließ.

Harris und Trump liegen in Umfragen in etwa gleichauf. Beide sind darum bemüht, vor allem unentschlossene Wählerinnen und Wähler für sich zu gewinnen. In einer aktuellen Umfrage gaben 28 Prozent der Befragten an, sie wüssten nicht genug über Harris - bei Trump lag dieser Wert bei neun Prozent. Während den meisten Menschen in den USA klar ist, was sie von dem Republikaner erwarten können, sind Harris und ihre Positionen weit mehr Menschen unbekannt.

Prominente Unterstützung: Taylor Swift spricht sich für Demokraten aus

Prominente Unterstützung für die Kandidatin kam am Tag des TV-Duells von US-Superstar Taylor Swift, die sich für die Wahl von Harris aussprach. Auch das Echo in den US-Medien fiel nach dem TV-Duell eher zugunsten der Demokratin aus. Harris sei es oft gelungen, Trump in die Defensive zu treiben, so der Tenor der Kommentare. In einer Blitzumfrage des Senders CNN sahen sie 63 Prozent der Befragten als Siegerin - gegenüber 37 Prozent für Trump. Der freilich versuchte im Anschluss, den Punktsieg für sich zu reklamieren: Wenn man ein TV-Duell gewonnen habe, müsse man nicht unbedingt noch einmal antreten, sagte der 78-Jährige.

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Ein zweites TV-Duell wird es jedoch nicht geben. Donald Trump hat am Donnerstag ein zweites Treffen mit Kamala Harris abgesagt. "Es wird keine dritte Debatte geben", schrieb er auf seiner Onlineplattform Truth Social. Allerdings treffen sich am 1. Oktober die Vizepräsidentschaftskandidaten von Demokraten und Republikanern, Tim Walz und J.D. Vance, zu einem TV-Duell.