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Editorial : Der klinische Patient

Wenn das Krankenhaus selbst zum Patienten wird, muss die Politik besonders umsichtig operieren. Vor welchen Herausforderungen die Krankenhausreform jetzt steht.

28.06.2024
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2 Min

Statt wie geplant etwa eine Stunde debattierte der Bundestag am Ende 90 Minuten in der ersten Runde der parlamentarischen Beratungen der Krankenhausreform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Neben vielen fachlichen Fragen rund um die Krankenhausversorgung der Zukunft wurde immer wieder auch klar, dass diese Reform eine der wesentlichsten Fragen für die Menschen berührt: Wo bekomme ich künftig Hilfe?

Eine Krankenhausreform braucht Rückhalt

Vor allem in dünnbesiedelten Regionen des Landes entstehen bei dieser Frage leicht Ängste. Es wird bei diesem Gesetzgebungsverfahren also besonders darauf ankommen, alle Beteiligten und vor allem auch die Menschen vom einzuschlagenden Weg zu überzeugen. Im Bundestag waren sich die Abgeordneten zwar weitestgehend einig, dass eine Reform nötig ist. Kontrovers und leidenschaftlich wurde aber über den nun richtigen Weg gestritten. Auch zwischen Bund und Ländern ist der Weg hochumstritten. Argwohn entstand beispielsweise, weil Lauterbach das Gesetz ohne Zustimmung des Bundesrates beschließen möchte. Die Bedenken scheinen mehr als Stimmungsmache zu sein. Ein Gutachten der Länder Bayern, Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg warnt gar vor einer Verabschiedung des Gesetzes ohne Zustimmung des Bundesrates. Und der Präsident des Landkreistags, Reinhard Sager, warnte im Deutschlandfunk vor einem ungeordneten Kliniksterben in der Fläche.

Handeln erscheint dringend nötig

Die Dramaturgie wollte es, dass zeitgleich zur Debatte der "Krankenhaus Rating Report 2024" zur wirtschaftlichen Lage der Kliniken im Land erschien. Der Report warnt, dass der Anteil an Häusern im roten Rating-Bereich von aktuell 14 Prozent auf 48 Prozent im Jahr 2030 ansteigen könnte. Ausgewertet wurden die Jahresabschlüsse von 921 Kliniken, etwa die Hälfte aller Krankenhäuser in Deutschland. Ein Handeln erscheint da dringend nötig.

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Es wird darum gehen müssen, eine zeitnahe Behandlung mit hoher Qualität überall in Deutschland sicherzustellen. Vor allem in Notfällen muss Hilfe rechtzeitig erreichbar sein. Bei einem Schlaganfall ist aber zum Beispiel nicht in erster Linie entscheidend, wie weit überhaupt eine Klinik entfernt ist, der größere Segen für einen Patienten kann in der Blaulichtfahrt zur etwas weiter entfernten Klinik liegen, wenn diese dafür mit einer Stroke-Unit als Spezialstation ausgestattet ist.