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Russlands Militärgeheimdienst GRU : Erfolge und Fehlschläge im Krieg

Der deutsche Historiker Matthias Uhl legt erstmals eine umfassende Darstellung des sowjetisch-russischen Militärgeheimdienstes GRU vor.

15.10.2024
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2 Min

"Hauptverwaltung für Aufklärung" - so verhältnismäßig harmlos klingt die deutsche Übersetzung der Abkürzung GRU, die für den militärische Nachrichtendienst Russlands steht. Während über die sowjetisch-russischen Innen- und Auslandsgeheimdienste KGB/FSB und SWR zahlreiche Bücher vorliegen, ist das jetzt von dem Historiker Uhl vorgelegte umfangreiche Werk das erste über einen der wohl geheimsten militärischen Nachrichtendienste weltweit. Uhl betont, dass sich die GRU in der Öffentlichkeit gerne deutlich robuster darstellt als die Konkurrenz.

Gegründet von Zar Alexander im Kampf gegen Napoleon

Uhl war viele Jahre Mitarbeiter am Deutschen Historischen Institut in Moskau, das nach Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine geschlossen wurde. Bis dahin konnte er in den russischen Archiven recherchieren und die zugänglichen Quellen zusammentragen. So entstand eine umfassende Geschichte der GRU von 1918 bis zum Krieg in der Ukraine. Gegründet hatte die GRU bereits Zar Alexander im Jahr 1812 im Kampf gegen Napoleon Bonaparte.


Matthias Uhl:
GRU.
Die unbekannte Geschichte des sowjetisch-russischen Militärgeheimdienstes von 1918 bis heute
wbg Theis,
Freiburg i. B. 2024,
752 S., 39,00 €


Uhl berichtet von den Fehlschlägen, aber auch von den Erfolgen der sowjetischen Agenten während des Zweiten Weltkriegs. Der Nachrichtendienst hatte Informationen über den bevorstehenden deutschen Angriff auf die Sowjetunion geliefert, später sollten ihre Berichte zum Sieg in Schlachten um Moskau, Stalingrad und bei Kursk führten.

Die angebliche Schwäche der ukrainischen Armee

Neben den inneren Strukturen des Geheimdienstes, einschließlich der Speznas-Truppen, sind die Biografien ihrer Leiter und Agenten besonders interessant. Hinzu kommen Geschichten über "Überläufer" und "Verräter", die mit den Diensten kooperierten. 

Der Krieg gegen die Ukraine "zeigte jedoch deutlich die Grenzen der GRU", schreibt Uhl. Er vermutet, GRU, SWR und FSB hätten lediglich Informationen über die angebliche Schwäche der ukrainischen Armee geliefert, die der politischen Führung auch genehm waren.

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