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Vor 25 Jahren : Merkel wird CDU-Vorsitzende

Angela Merkel übernahm 2000 den CDU-Vorsitz in turbulenten Zeiten und setzte auf Neuanfang – ein entscheidender Moment in ihrer Karriere als Politikerin.

31.03.2025
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3 Min

"Schorsch, ihr seid doch viel konservativer als ich. Das bin ich doch gar nicht", sagte Angela Merkel (CDU) Anfang 2000 zu ihrem Fraktionskollegen Georg, genannt "Schorsch", Brunnhuber. Der Abgeordnete aus Baden-Württemberg hatte Merkel vorher in einem Gespräch aufgefordert, für den CDU-Vorsitz zu kandidieren. "Nein, nein", habe Brunnhuber ihre Bedenken zurückgewiesen, "konservativ sind wir schon allein. Du musst dafür sorgen, dass unsere Töchter auch wieder CDU wählen können."

Foto: picture-alliance/dpa/Michael Jung

Große Zustimmung: Auf dem CDU-Bundesparteitag am 10. April 2000 in Essen wurde Angela Merkel mit fast 96 Prozent der Stimmen zur neuen Parteichefin gewählt.

So jedenfalls beschreibt es Merkel in ihren 2024 erschienenen Memoiren. Am 10. April 2000 wurde sie tatsächlich zur Chefin ihrer Partei gewählt. 96 Prozent der Delegierten beim Parteitag in Essen stimmten für sie. So klar das Ergebnis auch war, so turbulent ging es vor der Wahl in der CDU zu. Merkel übernahm die Partei in der CDU-Spendenaffäre, in der es um Schwarzgeldkonten zu Zeiten Helmut Kohls als Parteichef ging.

Nach CDU-Spendenaffäre – Merkel setzt auf einen Neuanfang

"Ich konnte es nicht fassen", beschreibt Merkel in ihren Memoiren ihre Gefühlswelt, als sie Mitte Dezember 1999 eine ZDF-Sendung verfolgte, in der Kohl einräumte, zwischen 1993 und 1998 bis zu zwei Millionen D-Mark entgegengenommen und nicht als Spenden angegeben zu haben, "weil die Spender ausdrücklich darum gebeten haben". Merkel setzte auf einen Neuanfang: In einem sogenannten "Scheidebrief", der kurz vor Weihnachten 1999 in der FAZ erschien, forderte die damalige CDU-Generalsekretärin ihre Partei zur Abnabelung von Kohl auf.

Als Wolfgang Schäuble - inzwischen Parteichef - wegen seiner Rolle in der Spendenaffäre ebenfalls in die Kritik geriet und den Parteivorsitz abgab, stand die CDU ohne Führung da. Merkel stellte laut Konrad-Adenauer-Stiftung in diesen Zeiten für die Basis eine gute Alternative dar: "unbelastet und couragiert".

Merkels Chance: Von der Basis zur Parteispitze

Als Stimmen laut wurden, die Merkel als neue Vorsitzende forderten, sei ihr klar geworden, dass sie die Gelegenheit, CDU-Chefin zu werden, "kein zweites Mal bekommen" würde, schreibt Merkel. Und sie sei sich "der Tatsache bewusst" gewesen, dass "eine CDU-Vorsitzende immer auch bereit sein musste", Kanzlerin zu werden. Die Fragen, ob sie es sich "zutraute, CDU-Vorsitzende und damit potenziell auch Bundeskanzlerin zu werden", habe sie für sich persönlich bejahen können.

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Vor der Wahl Merkels debattierte der Parteitag in Essen über Neuerungen in der Finanzordnung der CDU. Ein System gegenseitiger Kontrollen sollte eingerichtet werden, damit schwarze Kassen künftig unmöglich seien. Für ihre Bewerbungsrede erntete Merkel frenetischen Beifall. "Es war der perfekte Parteitag", schreibt Merkel. "Nie wieder, auch als Bundeskanzlerin nicht, erlebte ich einen Parteitag mit einem solchen Gefühl der Einigkeit zwischen der CDU und mir und mir und der CDU."

18 Jahre blieb Merkel CDU-Chefin, 16 Jahre war sie Kanzlerin. Heute hadern einige damit, dass Merkel tatsächlich nicht so konservativ war, dass sie ihre Partei "nach Mitte-Links" verschoben habe. Einer der damals ersten Gratulanten nach Merkels Wahl zur CDU-Vorsitzenden ist nun dabei, der CDU wieder ein konservativeres Profil zu geben: Friedrich Merz, damals Fraktionschef. Ein Foto zeigt beide mit Sektflaschen in Händen. Zwei Jahre später verlor Merz sein Amt - an Merkel.

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