Piwik Webtracking Image

Startschuss für die 10. Legislaturperiode : Was diese Woche im Europäischen Parlament passiert

Das Europäische Parlament kommt zu seiner ersten Sitzung zusammen. Die neuen Europaabgeordneten stellen dabei die Weichen für die Parlaments- und Kommissionsspitze.

15.07.2024
True 2024-07-15T17:43:52.7200Z
4 Min

Knapp fünf Wochen nach der Europawahl kommt das Europäische Parlament am Dienstag in Straßburg zu seiner konstituierenden Sitzung der 10. Legislaturperiode zusammen. In der bis zum 19. Juli dauernden Plenarwoche wählen die 720 neuen Europaabgeordneten am Dienstag ab 10 Uhr die Spitze des Europäischen Parlaments. Die Wiederwahl der amtierenden Parlamentspräsidentin Roberta Metsola (EVP) aus Malta gilt als sicher. Anschließend wählt das Parlament 14 Vizepräsidentinnen und Vizepräsidenten.

Mehr zur Konstituierung

Mehr zum Thema Das EU-Parlament hat sich neu sortiert
Konstituierung des Europaparlaments: Das EU-Parlament hat sich neu sortiert

Auch Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (EVP) könnte noch in dieser Woche vom Europaparlament für eine zweite Amtszeit bestätigt werden. Am Donnerstag soll ab 9 Uhr eine Debatte mit der Amtsinhaberin über ihre Pläne für die Legislatur stattfinden; im Anschluss, gegen 13 Uhr, folgt die Abstimmung. Von der Leyen setzt auf die Unterstützung durch die Europäische Volkspartei, die Sozialdemokraten und die liberale Fraktion Renew, die sie bereits vor fünf Jahren ins Amt gewählt hatten. Rechnerisch stellen die drei Fraktionen 400 Abgeordnete. Einen Fraktionszwang gibt es im Europaparlament jedoch nicht.

Diese acht Fraktionen gibt es im neuen Europaparlament

In der neuen Legislaturperiode gibt es acht Fraktionen, eine mehr als bisher. Sechs der bisher sieben Fraktionen bestehen weiter: Neben der Europäischen Volkspartei (EVP) mit 188 Abgeordneten, der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten (S&D) mit 136 Mandaten, den Europäischen Konservativen und Reformern (EKR, 83 Abgeordnete) und der liberalen Renew mit 75 Abgeordneten sind das die Grünen/EFA (54 Abgeordnete) und Die Linke (39 Abgeordnete).

Aufgelöst hat sich die Fraktion Identität und Demokratie. Eine Reihe der dort organisierten Parteien haben sich unter dem Dach der neuen Fraktion Patrioten für Europa (PfE, 84 Abgeordnete) zusammengeschlossen. Neu ist auch die Fraktion Europa der souveränen Nationen (ESN, 25 Mitglieder), in der unter anderem die AfD vertreten ist.

Abgeordnete wählen Parlamentsspitze am Dienstagvormittag

Nach der Konstituierung des neuen Parlaments am Dienstagvormittag ab 10 Uhr wählt das Parlament in geheimer Abstimmung seinen Präsidenten für die nächsten zweieinhalb Jahre. Kandidaten konnten bis Montagabend von einer Fraktion oder einer Gruppe von mindestens 36 Mitgliedern vorgeschlagen werden. Für die Wahl benötigt der Kandidat laut Geschäftsordnung des Europaparlaments  eine absolute Mehrheit der abgegebenen gültigen Stimmen, also 50 Prozent plus eine Stimme. Es können bis zu vier Wahlgänge erfolgen.

Foto: European Union 2024 - Source: EP

Die Wiederwahl der amtierenden Parlamentspräsidentin Roberta Metsola (EVP) aus Malta gilt als sicher.

14 Vizepräsidenten und 5 Quästoren werden gewählt

Anschließend wählen die Abgeordneten die übrigen Mitglieder des Parlamentspräsidiums, die für den ordnungsgemäßen Ablauf der Arbeit des Parlaments erforderlich sind: 14 Vizepräsidentinnen und -präsidenten. Am Mittwoch folgen dann die fünf Quästoren. Diese fungieren als eine Art Klassensprecher der 720 Abgeordneten und als Bindeglied zwischen Verwaltung und Abgeordneten. Hier können jeweils bis zu drei Wahlgänge stattfinden. In der parlamentarischen Praxis wird darauf geachtet, dass die Vizepräsidenten und Quästoren in etwa die zahlenmäßige Stärke der Fraktionen widerspiegeln.

Die Vizepräsidenten sind für verschiedene Aspekte der parlamentarischen Arbeit, wie etwa Kommunikation, Gebäude oder Infrastruktur zuständig und leiten in Vertretung des Präsidenten die Sitzungen. Die Kandidaten werden wiederum von mindestens 36 Abgeordneten nominiert.

Startschuss für die Ausschüsse am Mittwoch

Am Mittwoch stimmen die Europaabgeordneten über die zahlenmäßige Zusammensetzung der ständigen Ausschüsse, Unterausschüsse und Delegationen  ab. Die Nominierungen beschließen die Fraktionen; die Bekanntgabe erfolgt am Freitag im Plenum.

Die Ausschüsse nehmen ab dem 23. Juli in Brüssel ihre Arbeit auf. Dann wählen sie auch die Vorsitzenden und stellvertretenden Vorsitzenden. Im Europaparlament muss dabei auf Geschlechterparität und geographische Ausgewogenheit geachtet werden. Die Ausschüsse tagen ein- bis zweimal im Monat öffentlich in Brüssel.

Zweite Amtszeit für von der Leyen? Wahl der Kommissionsspitze am Donnerstag

Nach der Konstituierung wählt das Europaparlament auf Vorschlag des Europäischen Rates den Präsidenten der Europäischen Kommission. Der Europäische Rat, also die Staats- und Regierungschefs, hat am 27. Juni Kommissionspräsidentin von der Leyen für eine zweite Amtszeit vorgeschlagen. Ab 9 Uhr erläutert von der Leyen gemäß der Geschäftsordnung ihre politischen Ziele und Pläne für die nächsten fünf Jahre im Plenum und stellt sich den Fragen der Abgeordneten.

Quo vadis EU?

Mehr zum Thema Steht die Abkehr vom Green Deal zur Debatte? Ein Pro und Contra
Gastkommentare: Steht die Abkehr vom Green Deal zur Debatte? Ein Pro und Contra

Im Anschluss an die Debatte, ab 13 Uhr, entscheidet das Parlament in geheimer Abstimmung über die Kandidatur von der Leyens. Erhält sie nicht die absolute Mehrheit von 361 Stimmen, müssen die Staats- und Regierungschefs innerhalb eines Monats einen neuen Kandidaten vorschlagen.

Auch auf weitere Personalien hat sich der Rat bereits geeinigt: Die liberale Noch-Ministerpräsidentin Estlands, Kaja Kallas, die am Montag ihren Rücktritt eingereicht hatte, soll danach EU-Außenbeauftragte werden. Sie übernimmt das Amt vom Sozialdemokraten Josep Borrell. Präsident des Europäischen Rates wird der frühere portugiesische Regierungschef António Costa, der von Charles Michel übernimmt.

Alle Debatten und Abstimmungen im Livestream verfolgen


Weitere Informationen